Hoher Besuch vom Schul-Chefinspektor
Gäbe es die OECD nicht, vielleicht wüssten wir gar nicht, dass nicht alles rund läuft in Österreichs Bildungssystem: Seit dem Jahr 2000 überprüft die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) alle drei Jahre die Leistungen der 15-Jährigen beim PISA-Test – und vergleicht die Ergebnisse. Nicht immer zur Freude der Staaten, auch in Österreich sieht man seither die Probleme im Schulsystem deutlicher – und reformiert.
Am Montag war OECD-Generalsekretär José Ángel Gurría zu Besuch in Wien und sprach mit Bundeskanzler Kern, Industrie-Chef Georg Kapsch, Bildungsministerin Hammerschmid und vielen anderen. Wie sehr ist der OECD-Chef zufrieden mit dem Fortschritt?
In knapp einem Monat werden die Ergebnisse der bisher letzten PISA-Testung von 2015 öffentlich, erklärt Gurría. Aber: Die Reformen im Bildungsbereich der vergangenen Monate seien "great", also großartig. Besonders die geplante Investition von 750 Millionen Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen, auf die sich die Koalition dieses Wochenende einigte, lobt er: "Weil die Mütter und Väter dieses Landes den ganzen Tag lang arbeiten, Vollzeit. Wenn ein Land nicht das entsprechende Angebot hat, wie ganztägige Kindergärten oder Schulen, dann hat man ein Problem."
Bestnoten gibt es dennoch nicht: "Österreich muss die Ressourcen im Bildungsbereich besser nützen", fordert Gurría. "Dafür müssen die politische Steuerung und die Finanzierung in einer Hand sein und die Teilung zwischen Bundes- und Landesschulen beendet werden."
Der Mexikaner Gurría ist offenbar bestens informiert über Österreichs Bildungslandschaft, denn gerade die verstreute Zuständigkeit wird von Experten als großes Problem gesehen, da Bund, Länder und Gemeinden gleichzeitig für die Bildung zuständig sind. "Bei unterschiedlichen Systemen mit unterschiedlichen Zuständigkeiten kriegt man am Ende zwangsläufig ein fragmentiertes System heraus", führt er weiter aus. Es sei gut, dass das nun in Österreich geändert wird, aber: "Es gibt ja einen Grund, warum das bisher nicht angegangen wurde. Weil die Landesverwaltungen nicht Macht und Einfluss verlieren wollen."
Bildung sei aber "zu wichtig, , als dass klare Zuständigkeiten und Verantwortung fehlen. Und Reformen, ist sich der Mexikaner sicher, funktionieren nur "mit politischem Leadership".
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