Norbert Hofer liebäugelt mit Hofburg-Kandidatur

Es war ein sehr kryptischer Tweet, den Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer am Sonntagnachmittag absetzte. "Im Herbst 2022 wird ein neuer Bundespräsident gewählt. Ich werde meine Entscheidung über ein mögliches Antreten bereits heuer oder später nicht vor der Bekanntgabe der Pläne meines ehemaligen Kontrahenten veröffentlichen. Davor sind jedenfalls noch einige Gespräche zu führen", schrieb er auf Twitter.
Die Nachricht ließ einen ratlos zurück. Will der Dritte Nationalratspräsident nun doch bei der Hofburg-Wahl antreten? Sicher war bis jetzt nur, dass die FPÖ einen Kandidaten ins Rennen schicken wird. Kickl meinte dazu schon mehrfach dass er "dieses Feld nicht dem Herrn Amtsinhaber überlassen" werde.
Und Kickl garantiert eine "spannende Auseinandersetzung, weil es um die Frage des Amtsverständnisses gehen wird".

Nur wenn Van der Bellen nicht kandidiert, will Norbert Hofer in den Wahlkampf einsteigen
Der KURIER fragte kurzerhand nach. Norbert Hofers Antwort fiel ebenso eindeutig wie komplex aus: Ja, er will antreten. Aber unter zwei Voraussetzungen. Erstens trete er nur an, "wenn Alexander Van der Bellen nicht die Wiederwahl in die Hofburg" anstrebe.
Und zweitens müssen dann auch noch die freiheitlichen Parteigremien entscheiden, ob sie Norbert Hofer als Hofburg-Kandidaten nochmals ins Rennen schicken wollen. "Ich stehe jedenfalls als Kandidat zur Verfügung, wenn die Partei das will", so Norbert Hofer gegenüber dem KURIER.

Würde FPÖ-Chef Herbert Kickl Norbert Hofer als Hofburg-Kandidat unterstützen?
Warum er den Tweet gerade jetzt postet, erklärt Hofer damit, dass die Nachfragen, ob ein Wahlkampf für ihn von Interesse sei, immer mehr werden. Hofer bringt sich mit dieser Ansage zumindest in Stellung.
Aber will die Partei Norbert Hofer noch als Kandidaten? Das Verhältnis zwischen Hofer und FPÖ-Chef Herbert Kickl ist ja nicht das beste. "Ich bin bin loyal, weil ich aus eigener Erfahrung selbst weiß, wie wichtig Loyalität in dieser Position ist. Ich habe sie nicht immer erlebt", so Hofer über die Beziehung zu Kickl.
Van der Bellen wirkt nicht amtsmüde
2016 wurde Hofer von der FPÖ nominiert, weil man neben Kickl und Strache ein drittes Zugpferd in Stellung bringen wollte. Das klappte und war - angesichts des späteren Ibiza-Skandals, infolge dessen Strache blitzschnell zurücktrat - auch die richtige Strategie. Denn Hofer übernahm damals die FPÖ. Die Frage ist: Will die FPÖ nun ein neues Gesicht in der Öffentlichkeit positionieren, oder schenkt sie Hofer das Vertrauen?
FPÖ-Wähler hatten vor Hofers Bewerbung 2016 nur viermal ein Parteiangebot.
Allerdings: Wie man am Samstag beim Ukraine-Benefiz-Konzert im Happel-Stadion sehen konnte, macht Alexander Van der Bellen das Amt nach wie vor Freude. Von Amtsmüdigkeit war nichts zu spüren. Manche sprachen auch davon, dass der Auftritt vor 40.000 Besuchern schon ein heimlicher Wahlkampfauftakt war.
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