Historische Sideletter: "Früher war unendlich vieles geheim"

Historische Sideletter: "Früher war unendlich vieles geheim"
Historiker Manfried Rauchensteiner über die Frage, ob es schon immer geheime Zusatzvereinbarungen zwischen Koalitionspartnern gegeben hat.

Dienstag, 1. Februar: Der KURIER erhält Post aus dem Parlament. Der Inhalt: Ein Auszug aus einem Klub-Protokoll vom Dezember 1945. Die erste Seite ist schwer lesbar, dennoch lässt sich der Name Dr. Leopold Figl entziffern. Interessant wird es dann ab Seite 2: Dort wird argumentiert, warum die ÖVP, obwohl sie nach der Wahl als stärkste Partei das Recht gehabt hätte, den Bundespräsidenten zu stellen, davon zugunsten des Sozialdemokraten Karl Renner absah. Die SPÖ verzichtete im Gegenzug auf das Gesundheitsreferat und städtische Betriebe. Danach drückte die ÖVP noch die Hoffnung aus, „bei der bisher ausschließlich roten Gemeinde Wien Einfluss zu gewinnen“.

Das Schreiben wirft Fragen auf. Ist das der älteste „Sideletter“ zu Koalitionsverhandlungen, den es im Parlament gibt? Gibt es weitere derartige „historische Sideletter“? Und stimmt die Behauptung heutiger Politiker, derartige Absprachen zwischen Koalitionspartnern habe es immer gegeben. Ein Faktencheck mit dem Historiker Manfried Rauchensteiner.

Kommentare