Herbert Kickl: Ein Eigenbrötler als Mastermind

Herbert Kickl: Ein Eigenbrötler als Mastermind
Herbert Kickl. Der Kärntner ist dort, wo er sich selbst wohl am liebsten sieht: im Wahlkampf

Er war in seinem Element, das war nicht zu übersehen: Am Montag saß Herbert Kickl im Presseraum der FPÖ in der Wiener Doblhoffgasse und tat, was er wohl am besten kann: wahlkämpfen.

„Kalte Machtbesoffenheit“ warf der Innenminister der ÖVP und ihrem Chef Sebastian Kurz an den Kopf. Er sprach dem Noch-Regierungspartner das Staatstragende ab. Und, fast nebenbei, bekam auch noch der Bundespräsident sein Fett ab, weil er sich – Zitat Kickl – vom „jungen und freundlichen Gesicht“ des Kanzlers habe täuschen lassen.

Herbert Kickl ist kein Freund der türkis-blauen Liaison – nie gewesen. Und das liegt wohl daran, dass er schon in den 2000er Jahren in diversen Parteifunktionen (Wahlkampfleiter, Generalsekretär) unliebsame Erfahrungen mit der ÖVP gemacht und ihr die Marginalisierung der FPÖ nie verziehen hat.

„Er war auch jetzt in der Regierungsmannschaft ein Fremdkörper“, erzählt ein ÖVP-Minister.

Auf Regierungsklausuren habe sich Kickl sogar im kleinen Rahmen wie ein „Eigenbrötler“ verhalten.

So wenig Kontakt wie irgendwie möglich, das schien das Motto des Freiheitlichen in Richtung ÖVP zu sein. „Dass er der Stratege in der FPÖ war und ist, war uns aber allen klar“, sagt der ÖVP-Minister.

Herbert Kickl hat jede Menge Erfahrung. Seit den 1990er Jahren ist der 50-jährige Kärntner in der Parteipolitik, er gilt als Mit-Autor untergriffiger Reden, mit denen einst Jörg Haider verstörte.

Herbert Kickl hat zweifelsohne einen scharfen Verstand. So scharf, dass er sich über die Jahre in der FPÖ unabkömmlich gemacht hat. Daran ändert auch das Detail nichts, dass er seine Studien (Publizistik, Politikwissenschaft und Philosophie) formal nie beendet hat.

Über die Privatperson Herbert Kickl wissen selbst langjährige Parteigefährten nicht viel zu berichten.

Kickl ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Sohnes und ausnehmend diszipliniert. Stundenlange Trainings für Triathlon-Wettbewerbe oder ultra-lange Läufe gehören zu seinen liebsten Hobbys. Frühmorgens und zu Zeiten, wenn die Mehrheit der Österreicher noch schläft. Empirisch nachweisbar ist nicht erst seit dem Regierungseintritt der FPÖ, dass Herbert Kickl de facto der unbeliebteste Bundespolitiker des Landes ist. Im sogenannten Vertrauensindex von APA und OGM rangiert er auf dem vorletzten Platz, geschlagen nur von Peter Pilz, dessen Image unter einer kolportierten Grapsch-Affäre gelitten hat. Kickls bescheidener Ruf bei den Wählern hat wohl mit seinem demonstrativen Unwillen zu tun, auf untergriffige Rhetorik zu verzichten. Wenn er als Minister ins Parlament geladen wurde, um sich zu erklären, dann brachte er seine Antworten nicht trocken-staatsmännisch, sondern oft mit einem süffisant-zynischen Unterton. Man könnte auch sagen: Kickl bedient sich einer verächtlichen Rhetorik. Sein Selbstbild ist ein anderes. Auf die KURIER-Frage, was genau ihn antreibe, sagte er einmal: „Ich bin jemand, der den Ausgleich sucht.“

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