Warum Herbert Kickl auf biblische Botschaften setzt

FPÖ PARTEITAG: KICKL
Nicht zum ersten Mal spielt die FPÖ mit christlichen Zitaten und Symbolen – Erzbischof Franz Lackner wirft ihr Instrumentalisierung vor.

Das Verhältnis der FPÖ zur Kirche ist traditionell ein ambivalentes. Das Dritte Lager gilt eigentlich als nationalliberal und antiklerikal. Dass die Blauen mittlerweile zumindest nach außen die Nähe zum Christentum suchen, dürfte in erster Linie pragmatische Gründe haben: Um konservative Wähler anzusprechen und sich auch spirituell vom Islam abzugrenzen.

Der Kirche missfällt das. Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz, hat FPÖ-Parteiobmann Herbert Kickl jüngst für den Gebrauch von Bibelzitaten deutlich kritisiert. Kickl hatte beim Parteitag in Salzburg, am Samstag Apostel Paulus zitiert: Er wolle den Menschen „Glaube, Hoffnung und Liebe“ zurückgeben.

Lackner reagierte am Montag: Religion dürfe nicht „parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert“ werden. Glaube, Hoffnung und Liebe seien zwar christliche Grundtugenden, werde aber versucht, „diese Tugenden in das Korsett der Parteipolitik zu zwängen, so droht aus Glaube Zweifel, aus Hoffnung Angst und aus Liebe Hass zu werden“.

„Wehrhafte“ Christen

Ist es eine neue Strategie der FPÖ, auf Bibelzitate oder christliche Symbole zu setzen? Nimmt sie dabei gar Anleihen an US-Präsident Donald Trump, der insbesondere einflussreiche evangelikale Bewegungen hinter sich weiß? Kurze Antwort: Nein, eigentlich nicht.

Die blaue Wende im Umgang mit dem Christentum leitete Jörg Haider bereits in den 1990ern ein. Er suchte die Nähe zum erzkonservativen St. Pöltener Bischof Kurt Krenn und erhielt so eine Privataudienz bei Papst Johannes Paul II.. In dieser Zeit entdeckte die FPÖ auch den Begriff des „wehrhaften Christentums“.

Diese Erzählung haben Haiders Nachfolger weiter zugespitzt. Zuerst Heinz-Christian Strache, der 2009 mit dem Kreuz am Rednerpult und Slogans wie „Abendland in Christenhand“ Wahlkampf trieb.

Auch der Begriff des „christlich-jüdischen Abendlandes“ – in bewusster Abgrenzung zum Islam, der wiederum mit Schmähungen wie „Pummerin statt Muezzin“ bedacht wurde – etablierte sich in dieser Zeit im blauen Kosmos. All das sorgte übrigens für Kritik von christlichen Glaubensgemeinschaften – und teilweise auch aus dem deutschnationalen Flügel der Blauen.

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Der Unterschied zu den Vorgängern

Dass Herbert Kickl auf Bibelzitate setzt, ist jedenfalls kein Novum. Auch nicht, dass er im Nationalratswahlkampf „Euer Wille geschehe“ plakatierte. „So wahr mir Gott helfe“ hatte 2016 Norbert Hofer im Rennen um die Hofburg verwendet.

Was Kickl von seinen Vorgängern unterscheidet, ist seine harte Kritik an Kirchenvertretern. Er sei zwar römisch-katholisch, aber im Geiste mindestens zur Hälfte Protestant, meinte Kickl in einem profil-Interview 2023: „Martin Luther wusste, dass es notwendig ist, in einer Sprache zu predigen, die auch von den einfachen Menschen verstanden wird.“

Während der Pandemie kritisierte Kickl auch konkrete Aussagen von Kardinal Christoph Schönborn oder eben Lackner. Der Salzburger Erzbischof hatte Ende 2021 an die Bevölkerung appelliert: „Bitte, lasst euch impfen!“ Denn zur Impfung gebe es keine Alternative.

Als Reaktion auf Lackners jüngste Kritik, hält ihm Kickl die alten Aussagen auf Facebook erneut vor. Er verweist zudem auf ein Gespräch mit Lackner, bei dem er ihm bereits mitgeteilt habe, dass die Kirchenleitung während der Corona-Jahre „unkritisch die Seite der Macht eingenommen“ habe. Aufgrund der neuen Unstimmigkeiten lädt Kickl Lackner zu einem weiteren Gespräch ein.

Der Erzbischof antwortet: „Es gehört zu meinen Aufgaben, regelmäßig mit allen Parteien im Austausch über das gute Miteinander zu stehen. Auch zu Herbert Kickl bin ich in dieser Absicht schon gegangen – er ist daher herzlich eingeladen, zu mir zu kommen.“

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