Vom Vizekanzler zum Bezirksrat: Strache und der defekte Garagenlift

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Mit einem tiefsinnigen Zitat von Václav Havel beschließt Heinz-Christian Strache, ehemals Vizekanzler der Republik, seinen Redebeitrag. Knapp 60 Menschen hören ihm zu.
Schauplatz ist das „Haus der Begegnung“ in Wien-Floridsdorf. Hier findet an diesem Abend die Sitzung der Bezirksvertretung statt. Fernab der auf höheren Ebenen üblichen parteipolitischen Grabenkämpfe debattieren die Bezirksräte in fast amikalen Ton über Hundezonen und Lärm auf Spielplätzen.
Ganz am Ende der gut dreistündigen Sitzung steht schließlich Strache am Rednerpult. Der ehemalige FPÖ-Chef, der seine Partei einst in lichte Höhen geführt hat, ist nach seinem Absturz im Zuge des Ibiza-Skandals, Parteiausschluss und Gründung einer eigenen, wenig erfolgreichen Partei wieder dort angelangt, wo er seine Karriere 1991 begonnen hat: In der Wiener Bezirkspolitik. Nach herben Verlusten bei der Wien-Wahl im April blieben seinem „Team HC“ von 17 Bezirksmandaten allerdings nur mehr je eines in der Donaustadt und in Floridsdorf übrig. Letzteres übernahm Strache höchstpersönlich, nachdem er nach der Wahl 2020 noch verzichtet hatte.
Und so beschäftigt sich Bezirksrat Strache, der als Vizekanzler Themen wie Krankenkassenreform oder Mindestsicherung verhandelt hatte, nun wieder mit kleineren Problemen.
An diesem Abend will er seine Kollegen davon überzeugen, dass endlich das „leidige Problem“ der Garage am Karl-Seitz-Platz gelöst wird, wo ein Lift seit 2014 außer Betrieb sei: „Wir haben die Verantwortung, auf die Betreiber und die Behörden einzuwirken“, lautet sein Appell.
„Ehrenvolle Aufgabe“
„Auch wenn die Wahl nicht so ausgegangen ist wie gewünscht, übernehme ich natürlich Verantwortung“, erklärt Strache – hauptberuflich Geschäftsführer einer Consulting-Firma – dem KURIER die Rückkehr in die Lokalpolitik. „Ich bin mir nicht zu schade dafür. Im Gegenteil: Es ist eine ehrenvolle Aufgabe.“
Denn immer wieder würden sich Floridsdorfer mit ihren Problemen an ihn wenden. Er hebe sie dann auf die Agenda des Bezirksparlaments oder trage sie direkt dem Bezirksvorsteher vor.
Strache Platz ist ganz hinten im Sitzungssaal. Vor ihm sitzt der KPÖ-Bezirksrat, neben ihm Hinterbänkler der FPÖ, seiner ehemaligen Partei. 578 Euro pro Monat erhält er als Entschädigung.
Was an diesem Abend auffällt: Bei jeder Abstimmung votiert er mit der FPÖ. Wie ein übereifriger Schüler hebt er zumeist als erster die Hand. Offenbar soll nicht der Eindruck entstehen, er würde erst abwarten, wie seine Ex-Kollegen abstimmen.
Ganz lässt ihn die Bundespolitik aber nicht los. Zuletzt hatte er fehlende Kompromissbereitschaft von FPÖ-Chef Herbert Kickl bei den Regierungsverhandlungen kritisiert. Das Verhältnis zu den Bezirksblauen beschreibt er hingegen als „sehr gut“, schließlich habe er zu vielen seit Langem ein freundschaftliches Verhältnis. Wie zur Bestätigung begrüßt einer von ihnen Strache freundlich mit Handschlag und schlägt einen gemeinsamen Heurigenbesuch vor.
Bei der Wahl 2030 werde er aber sicher nicht mehr antreten, dafür sei das magere Ergebnis von 1,1 Prozent doch zu eindeutig gewesen, betont Strache, gegen den immer noch in der Spesen-Causa ermittelt wird.
Unterdessen kann er sich an kleinen Erfolgen erfreuen: Die FPÖ unterstützt Straches Garagen-Antrag, selbst KPÖ-Bezirksrat Ewald Magnes findet lobende Worte dafür. Schließlich stimmen alle bis auf die Grünen dafür. Vielleicht hatte ja Václav Havel tatsächlich irgendwie recht.
Kommentare