Heimische Klimaschützer wollen an US-Geld gelangen

Heimische Klimaschützer wollen an US-Geld gelangen
Derzeit finanziert sich die „Letzte Generation“ noch aus klassischen Spenden, doch das könnte sich bald ändern.

185,09 Euro für Warnwesten (orange, 50 Stück). 94,03 Euro für Erste-Hilfe-Sets und Rettungsdecken. Oder erst vor wenigen Tagen: 3.660 Euro für eine professionelle Foto- und Video-Ausrüstung. Bis auf den Cent genau veröffentlicht der „Aufstand der Letzten Generation“, in der Öffentlichkeit auch als „Klima-Kleber“ bezeichnet, Einnahmen und Ausgaben online.

Bis zum ersten großen Auftritt der Gruppe im vergangenen Februar, als Aktivistinnen und Aktivisten an einem Montag im Frühverkehr den Wiener Gürtel auf Höhe des Westbahnhofs in beiden Fahrtrichtungen blockierten, um für mehr Klimaschutz zu protestieren, lassen sich die Transaktionen nachlesen.

Auf der Einnahmenseite finden sich in erster Linie Kleinst- und Kleinbeträge, die von mit der Gruppe Wohlmeinenden gespendet wurden; die höchste bisher geleistete Zuwendung beläuft sich auf 1.000 Euro. Doch ist das wirklich alles?

Aktivismus als Beruf

In Deutschland sorgte vergangene Woche ein Artikel in der Tageszeitung Welt für Aufsehen, in dem dargelegt wurde, wie der dortige Ableger der „Letzten Generation“ seinen Mitgliedern teilweise Gehälter zahlt. Das Geld dafür stammt aus dem „Climate Emergency Fund“, der von reichen Geberinnen und Gebern aus den USA befüllt wird. Angestellt werden die Aktivistinnen und Aktivisten über einen Verein – wahlweise in Vollzeit, Teilzeit oder geringfügig. Das maximale Gehalt liegt bei 1.300 Euro monatlich.

Beruf: Klimaaktivistin – ein Modell, das von der Letzten Generation auch in Österreich praktiziert wird?

Nein, sagt Sprecher Florian Wagner, zumindest nicht bisher. Auf Nachfrage bestätigt er aber, dass man sich „momentan im Aufnahmeprozess“ für das A22-Netzwerk befinde und „in absehbarer Zeit“ Mitglied werde. In diesem Bündnis vernetzen sich laut Eigendefinition „zivile Widerstandsprojekte, die sich in einem brutalen Wettlauf gegen die Zeit für das Überleben der Menschheit einsetzen“.

Und: Eine Mitgliedschaft ist Voraussetzung, um Gelder aus dem Climate Emergency Fund zu bekommen. Derzeit sind elf Organisationen aus ebenso vielen Ländern dabei, die österreichische Letzte Generation könnte das Dutzend vollmachen und in weiterer Folge auch Aktivistinnen und Aktivisten bezahlen.

„In Zukunft ist ein ähnliches Modell wie in Deutschland mit Anstellungen für administrative Tätigkeiten geplant“, bestätigt Wagner. Neu sei das auch in Österreich nicht: Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) etwa praktiziere das „seit langem“.

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