Die letzte Generation?

Die letzte Generation?
Nein, die erste Generation, die den Wandel schafft!

In Deutschland blockieren seit Wochen radikale Klimaaktivisten Straßen und Landebahnen, indem sie sich festkleben. Ihren Namen verdanken sie dem früheren US-Präsidenten Barack Obama, der wenige Monate vor dem Pariser Weltklimagipfel im Jahr 2015 den Satz prägte: „Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann.“

Wie jede Generation hat auch die „letzte Generation“ ihre eigene „Mega-Angst“: Bei den Boomern war es die Angst vor dem Atomkrieg, die Generationen Y und Z fürchten die „Klimakatastrophe“.

Zwischen beiden skandierte die heute fast vergessene Generation X „No future“ als Kampfansage gegen die politische Visionslosigkeit der 1980er-Jahre.

Mega-Ängste sind Beispiele, wie aus Prognosen sich selbst erfüllende Prophezeiungen werden. Während eine Prognose eine mögliche Zukunft definiert und beschreibt, ist eine Prophezeiung eine fixierte Zukunft, an die wir glauben.

Die Prognosen im Hinblick auf den Klimawandel sind düster. Sie zeigen aber nur ein Szenario, das eintritt, wenn wir alle so weitermachen wie bisher.

Alternative Zukünfte

Das Prophezeien von Katastrophen versperrt den Blick auf alternative Zukünfte, wenn sie den Vorwurf der Schuld mit sich führen. Menschen, die sich schuldig fühlen, neigen zu (selbst-) destruktivem Verhalten.

So wie die selbsterklärte „Letzte Generation“. Ihre Rebellion ist im Kern eine Rache an uns allen und an kommenden Generationen. Eine Rache, die den Wandel verweigert, der für eine bessere Zukunft notwendig ist. Dabei ist der mentale Kipppunkt längst erreicht, das öffentliche Bewusstsein hat sich gedreht.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird als letzter fossiler Krieg und Gamechanger in die Geschichte eingehen. Die Internationale Energieagentur sieht das Jahr 2022 als „historischen Wendepunkt“ und ist optimistisch: 2025 sei der weltweite Höhepunkt der weltweiten Emissionen möglich. Wir müssen weder auf den Klima-Untergang wetten noch auf ihn warten.

In Zukunft geht es darum, Technologie, Ökologie, Natur und Lebensqualität auf einer neuen Ebene zu integrieren. Wir werden mit synthetischen Treibstoffen, Elektromobilität und Wasserstoff so viel fliegen und Autofahren können, wie wir wollen. In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gibt es keinen Mangel an Rohstoffen und Materialien, die Sonne bringt mehr Energie auf die Erde, als die Menschheit verbrauchen kann. Wir werden weniger, dafür besseres Fleisch essen, das nicht nur von Tieren stammen muss. Wir sind nicht die letzte Generation, sondern die erste, die mit dem Wandel begonnen hat.

Daniel Dettling ist Zukunftsforscher. Er leitet das von ihm gegründete Institut für Zukunftspolitik in Berlin.

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