"Hätte Maskenpflicht gelassen": Was Experten zu den Öffnungen sagen

Archivbild Gerald Gartlehner
Bei den Experten herrscht ob der großflächigen Öffnungsschritte ab 5. März Uneinigkeit - vor allem in puncto FFP2-Pflicht.

Abgesehen von vulnerablen Settings und trotz nach wie vor hoher Infektionszahlen, fallen am 5. März in Österreich alle Corona-Maßnahmen. Auch die Maskenpflicht wird in den meisten Bereichen aufgehoben. FFP2-Pflicht bleibt etwa in Spitälern, öffentlichen Verkehrsmitteln, in Supermärkten, Apotheken, Banken und der Post. In allen anderen Bereichen gilt für geschlossene Räume dann nur mehr eine FFP2-Empfehlung.

Komplexitätsforscher Peter Klimek hält die Lockerungen mit Blick auf die aktuellen Auslastungen im Spitalsbereich "vertretbar". Aufpassen sollte man, was die Kommunikation dazu und die Signalwirkung der Lockerungen betrifft. Ob die Omikronwelle nochmals etwas Fahrt aufnimmt, werde sich nächste Woche weisen.

Reich pro Freiwilligkeit

Es sei derzeit "eine andere Phase der Pandemie", sagt Katharina Reich, Leiterin der Krisenkoordination Gecko, auf Ö1 zu den Öffnungsschritten. "Einige der Schutzmaßnahmen gehen in einen Standby-Modus, das heißt aber nicht, dass diese Instrumente nicht wieder gebraucht werden können, wenn es die Lage erfordert." Die Lockerungen nun gesetzlich vorzubereiten, werde eine gewisse Zeit brauchen, so Reich: "Schauen wir, wie's läuft."

Einen Sonderweg wählt Wien: In der Gastronomie bleibt die 2-G-Regel vorerst, im Handel und in Innenräumen soll in der Hauptstadt voraussichtlich auch nach dem 5. März die FFP2-Pflicht gelten.

Es sei auch ohne Pflicht "gut möglich" vulnerable Gruppen weiterhin zu schützen, meint hierzu Reich. "Die Masken sind nach wie vor unser täglicher Begleiter und ich weiß nicht, ob die Masken jetzt weg sind, weil manche Verpflichtungen dazu entfallen." Man brauche nicht immer für alles eine Verpflichtung.

"Vorsichte Öffnungen akzeptabel"

"Vorsichtige Öffnungsschritte sind, glaube ich, akzeptabel", sagte auch Markus Zeitlinger, Vorstand der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an MedUni/AKH Wien. Der Trend zeige international, dass die Zahlen leicht zurückgehen. Es sei darum gegangen, eine "punktuelle Überlastung in den Spitälern" zu vermeiden, "die haben wir im Moment nicht", betonte er, eine "Belastung" schon noch.

Zur Impfpflicht äußerte sich der Pharmakologe wie bisher nicht dafür oder dagegen. Er würde aber "keinen neuen Grund sehen, warum man sie nicht durchziehen sollte", begrüßte Zeitlinger im APA-Gespräch das Beibehalten einer Linie bei dieser Maßnahme.

Kritik am Ende der Maskenpflicht

Es gibt aber auch breite Kritik von Expertenseite an den Lockerungen. Gegen die schnelle Öffnung sprach sich Virologin Dorothee von Laer am Mittwoch in der ZiB2 aus: "Wegen der noch steigenden Zahlen in den alten Altersgruppen und und in den Normalbetten, wäre ich ein bisschen vorsichtiger gewesen, schon einen fixen Termin Anfang März zu benennen."

Auch Epidemiologe Gerald Gartlehner hält die Lockerungen gegenüber Ö1 für etwas vorschnell, vor allem bei der Maskenpflicht: "Ich hätte die Maskenpflicht wahrscheinlich generell als Basismaßnahme gelassen und dort, wo Masken nicht getragen werden können, hätte wahrscheinlich 2-G bleiben können, weil es doch noch keine deutliche Bewegung nach unten gibt."

"Medizinisch nicht nachvollziehen" kann die weitgehenden Öffnungsschritte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter auf Puls24. Er hält den vorsichtigeren Wiener Weg für "umsichtiger". Eine FFP2-Maskenpflicht und Tests würden dafür benötigt, die aktuelle Phase zu bewältigen, so Hutter.

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