"Gut zuhören, aufeinander zugehen"

Spazieren im Schnee: Van der Bellens Ehefrau Doris Schmidauer ist seit Mittwoch selbst Werberin im Wahlkampf
Van der Bellens Ehefrau steigt im Finale in den Wahlkampf ein. Der Effekt ist umstritten.

Im dunkelblauen Mantel spaziert sie durch eine Winterlandschaft. Schnee auf den Bäumen, Schnee auf der Wiese. Und während sie selbst in verschiedenen Szenen aus dem Präsidentschaftswahlkampf zu sehen ist, erzählt Doris Schmidauer von den Vorzügen Alexander Van der Bellens. Er könne "gut zuhören", sagt sie; er verspreche nichts, das er nicht halten könne. Und vor allem stehe er dafür, keine Feindbilder und Ängste zu schüren, sondern "aufeinander zuzugehen".

Seit Mittwoch kursiert im Internet ein Video, in dem die Direktorin des Grünen Parlamentsklubs erklärt, warum Van der Bellen der beste Mann für die Hofburg wäre.

Nun ist es nicht weiter verwunderlich, dass Schmidauer den früheren Uni-Professor lobt. Immerhin war er vor vielen Jahren einmal ihr Chef, und zudem hat sie den Mann auch lieben gelernt – Schmidauer und Van der Bellen sind verheiratet.

Doch abgesehen von der Tatsache, dass die bisher ausnehmend zurückhaltende Ehefrau des Hofburg-Kandidaten eineinhalb Wochen vor dem Wahlsonntag nun persönlich im Wahlkampf auftritt, stellt sich die Frage: Was nützen derartige Aktionen? Kann die nicht weiter überraschende Empfehlung der möglichen First Lady wirklich noch Wähler mobilisieren? Und falls ja, wen?

Geringe Mobilisierung

Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer ist überzeugt, dass derartige Auftritte – wenn überhaupt – nur einen sehr geringen Mobilisierungseffekt bringen: "Im Unterschied zu anderen Ländern spielt das Privatleben der Kandidaten in Österreich in Wahlkämpfen immer noch eine untergeordnete Rolle", sagt der OGM-Chef zum KURIER. "Und das ist gut so." Nicht zuletzt deshalb sei es eine "zweischneidige Angelegenheit", die Familie oder die Ehe-Partner in die Wahl hineinzuziehen. Warum? "Weil alles, was nur ein wenig aufgesetzt oder inszeniert wirkt, stark an der Authentizität kratzen kann."

Bachmayer bringt ein Beispiel: "Heinz Fischer ist einmal mit dem Fallschirm abgesprungen. Das hat nicht zum Amt oder zu seinem Typ gepasst, und hätte er jeden Monat eine solche Veranstaltung inszeniert, wäre das für sein positives Image nicht besonders hilfreich gewesen."

Also besser gar nichts Privates preisgeben als Präsidentschaftskandidat?

Der Experte verneint: "Man kann als Kandidat durchaus Homestorys machen – allerdings sollte man diese nur in homöopathischen Dosen einsetzen."

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