Graf Ali: "Es läuft besser denn je"

Ich bin nicht der Einstein der Korruption", verteidigte sich Alfons Mensdorff-Pouilly im Interview gerne. Tatsächlich ist Graf Ali einer der wenigen, die aus den Geschäften in der schwarz-blauen Ära bis jetzt zumindest mit einer juristisch weißen Weste ausgestiegen sind. Im Vorjahr stand er wegen des Vorwurfs der Geldwäsche vor Gericht. Die Beweislage der Staatsanwaltschaft war zu dünn. Graf Ali wurde freigesprochen. In der Causa Blaufunk wird noch ermittelt, aber eine Anklage ist derzeit nicht in Sicht.

Seine legendären Jagdgesellschaften mit der Telekom sind schon lange passé. In Luising, wo sein Schloss steht, ist der Gatte von Maria Rauch-Kallat nach wie vor sehr beliebt. Das ursprüngliche Familienschloss stand in Ungarn. 1988 begann Mensdorff-Pouilly auf einem ehemaligen Fußballfeld mit dem Bau des "Ikea-Schlosses". Wenn Mensdorff im Dorf residiert, wird die Fahne am Dach gehisst. "Damit die Bauern wissen, dass ich da bin", erzählt der launige Graf.

Sie haben sich zwar nie als Lobbyist, sondern stets nur als Berater bezeichnet. Wie läuft Ihr Beratungsfirma nun?

Ich weiß, dass sich viele gewünscht haben, dass ich kein Geschäft mehr mache. Aber ich kann allen nur ausrichten, es läuft hervorragend. Klar, die Complianceler (Anm. d. Red: Antikorruptionswächter in den Firmen) machen sich 17-mal in die Hosen, bevor sie etwas mit mir machen. Aber die großen österreichischen Aktiengesellschaften will ich auch nicht mehr. Man muss aus der Vergangenheit lernen.

Wovon lassen Sie nun die Finger weg?

Alle Unternehmen, wo der Staat auch nur eine einzige Aktie besitzt, berate ich nicht mehr.

Die Gefallenen der schwarz-blauen Ära

Um Politiker machen Sie nun auch einen großen Bogen? Nein, aber ich suche mir aus, mit wem ich spreche. Viele laufen vor mir weit weg, denen brauche ich nicht nachzulaufen.

Durch die Medien gingen vor allem ihre legendären Jagdgesellschaften der Telekom. Traut man sich noch Jagden bei Mensdorff-Pouilly zu buchen?

Zur Unterstützung des Neids und der Missgunst kann ich nur sagen, es läuft besser denn je. Eine Telekom-Jagd nehmen jetzt eben zwei Baumeister. Oder acht oder zehn Jäger schließen sich zusammen, und buchen einen Jagdtag bei mir. Natürlich ist es leichter, mit einer Firma einen Vertrag abzuschließen, als mit acht Personen. Aber wenn unter dem Strich das gleiche herausschaut, ist mir das egal. Ich bin selber überrascht, denn ich habe mit einem saftigen Rückgang gerechnet.

Können Sie von den Jagdgesellschaften leben?

Nein, ich lebe hauptsächlich vom Beratungsgeschäft und von der Landwirtschaft, wo ich Holz, Getreide, Mais, Stroh und Heu produziere.

Fühlen Sie sich als Glückspilz? Andere, mit denen Sie früher Geschäfte gemacht haben, bekamen langjährige Haftstrafen.

Sie sprechen viel über Neid. Ist das Ihre Lehre aus den letzten sieben Jahren, keinen Neid zu erzeugen? Waren Sie zu großspurig unterwegs?

Ich war nie großspurig unterwegs. Aber die Medien haben den Neid geschürt, wenn man fälschlich behauptet, dass ich 300 Millionen Euro besitze. Das ist absurd. Ich habe damals Berge von Bettelbriefen bekommen.

Rechnen Sie mit weiteren Anklagen?

Von den anderen Ermittlungen höre und sehe ich nichts mehr. Den Telekom-Ermittlungen schaue ich lässig ins Auge. Denn ich frage mich, wie ein Sachverständiger feststellen will, ob meine Arbeit der Telekom 1,1 Millionen wert war.