Gewerkschaft mobilisiert für Millionärssteuer
Wie viel muss man eigentlich besitzen, um materiell als „reich“ zu gelten?
Im Auftrag der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-djp hat sich das IFES-Institut dieser ebenso alten wie polarisierenden Frage angenommen – und ein bemerkenswertes Ergebnis ermittelt. Demnach liegt die Grenze, ab der man in Österreich als „sehr reich“ zu gelten hat, für die absolute Mehrheit jedenfalls bei einer Million Euro Privatbesitz.
Wie kommt es dazu?
Ungestützt, also ohne konkrete zahlenmäßige Vorgaben, sagen 26 Prozent der Österreicher, dass jeder, der Immobilien oder Geld im Wert von mindestens einer Million Euro besitzt, als „sehr reich“ bezeichnet werden darf. Für 23 Prozent beginnt der materielle Reichtum bereits bei 500.000 Euro, weitere drei Prozent verorten die Grenze irgendwo zwischen 500.000 Euro und einer Million.
Für die Interessenvertreter der Teilgewerkschaft sind diese und andere vom IFES-Institut erhobenen Daten zur Verteilungs- und Steuergerechtigkeit (siehe auch Grafik) der willkommene Anlass, die Frage der Millionärssteuer offensiver zu stellen. Konkret wird es Kinospots und eine eigene Social-Media-Kampagne geben. Die SPÖ hat am Montag Sympathien für das Vorhaben signalisiert.
„Superreiche können sich entspannen"
Die von der türkis-grünen Bundesregierung im Regierungsprogramm vorgesehenen Entlastungsmaßnahmen sind für GPA-djp-Chefin Barbara Teiber kein taugliches Gegenargument. „Die Reform der Steuerstufen kommt zu spät, und der Umfang der geplanten Steuerreform ist insofern nicht ausreichend, als sich die Arbeitnehmer die Reform ja de facto selbst finanziert haben. Den Steuerzahlern wird nur zurückgegeben, was ihnen durch die Kalte Progression zuletzt zuviel weggenommen wurde“, sagt Teiber zum KURIER.
Die Gewerkschaft fordert seit Längerem eine stärkere Besteuerung von Vermögen und Erbschaften. Durch die nun erhobenen Daten fühlt man sich in dem Ansinnen bestärkt.
„Die Superreichen können sich entspannen – mit einem moderaten Steuersatz von einem Prozent müssten sie ihren Lebenswandel nicht einschränken“, sagt Teiber.
4,5 Milliarden Euro könnte man so jedes Jahr für das öffentliche Budget lukrieren, meinen die Mitarbeiter der Grundlagenabteilung in der Gewerkschaft. Und diese Summe sei auch bitternötig. Immerhin würden die zusätzlichen Ausgaben für das Pflegewesen, geplante Steuersenkungen und Klima-Investitionen Mehrkosten im Ausmaß von rund 6,4 Milliarden Euro im Jahr verursachen.
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