Was für Patienten das Wichtigste im Gesundheitssystem ist

Was für Patienten das Wichtigste im Gesundheitssystem ist
Nicht mangelnde Qualität oder Behandlungsfehler machen den Österreichern Sorge. Es geht vor allem um die Frage der Zeit.

Verliert Österreichs Gesundheitssystem an Qualität? Sind in den vergangenen Jahren einfach die Ansprüche stark gestiegen? Oder stimmt vielleicht beides?

Wann immer es um die Frage geht, wie die Versicherten das Gesundheitssystem bewerten, gehört der Gesundheitsradar zu den belastbarsten Studien.

Österreichs größte Krankenversicherung, die Österreichische Gesundheitskasse ÖGK, gibt den Radar in Auftrag. Und weil ein Teil der gestellten Fragen unverändert bleibt, lassen sich daraus Rückschlüsse ziehen, wie sich die Einstellung der Menschen zur Gesundheitsversorgung verändert.

Gesundheitsradar 2025

Dem KURIER liegt die aktuellste Version des Radars vor, und die Ergebnisse sind bemerkenswert. 

„Der Gesamtwert der Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem bleibt konstant“, sagt Peter Filzmaier, dessen ISA-Institut die Studie durchführt. „Allerdings sind die Menschen – offensichtlich beeinflusst von der laufenden Debatte – weniger zufrieden als früher. Das ist zumindest ein Warnsignal.“

Grundsätzlich bewerten drei Viertel der Österreicher das Gesundheitssystem als positiv, wobei der Großteil zu einem „eher zufrieden“ anstatt einem „sehr zufrieden“ tendiert (siehe Grafik).

Gesundheitsradar 2025

Interessant ist daran: Sobald die Patienten tatsächlich Kontakt mit dem Gesundheitssystem haben bzw. konkrete Leistungen in Anspruch nehmen, steigt ihre Zufriedenheit, wie Mit-Autorin Katrin Praprotnik erklärt. 

Das Thema schlechthin – und somit auch die gesundheitspolitisch zentrale Frage – ist der Faktor Zeit. In allen Schattierungen.  

So kommen die Österreicher bei der Frage nach Verbesserungsvorschlägen immer wieder auf das Thema der "Wartezeit" zu sprechen. Bei praktischen Ärzten und Fachärzten; aber auch in Spitälern und überhaupt bei der Zeit, die ein behandelnder Arzt für die Patienten aufwenden kann.

Gesundheitsradar 2025

SMS für Patienten

„Gerade bei der Frage der Wartezeit lassen sich mit kleinen Maßnahmen große Veränderungen bewirken“, sagt Filzmaier. „Wenn Patienten nicht im Wartezimmer warten müssen, sondern auf einen Kaffee gehen können, weil die Ordinationshilfe sie rechtzeitig via SMS über den Termin benachrichtigt, steigt die Zufriedenheit messbar.“ Das selbe gelte für eine transparente Reihung, wann welcher Patient zum Arzt oder der Ärztin darf.

Was die vertrauenswürdigen Informationsquellen angeht, sind Österreichs Patienten auf der Höhe der Zeit. 

Abgesehen von Ärzten, die bei den Versicherten hier mit Abstand an erster Stelle stehen, haben die mündigen Patienten Internetseiten von Krankenversicherungen und Qualitätsmedien als taugliche Informationsquelle erkannt. „Auch ältere Menschen sind mit Homepages mittlerweile durchaus vertraut“, sagt Filzmaier.

Gesundheitsradar 2025

Telemedizin 

Darin sieht Studien-Mitautorin Praprotnik auch große Chancen für das Zukunftsthema der „Telemedizin“.

„Die überwiegende Mehrheit steht der Telemedizin prinzipiell sehr offen gegenüber“, sagt die Expertin. Die politische Herausforderung bestehe darin, Telemedizin nicht nur als Informationstool, sondern als tatsächlichen Teil der Therapie wahrzunehmen. „Es muss sich das Bewusstsein verankern, dass die Telemedizin der erste wichtige Schritt bei einer Behandlung ist.“ Als Beispiel bringt Praprotnik einen Wespenstich: „Der kann bei einer telemedizinischen Beratung zu allem führen: Von einer kurzen Information, wie man den Stich kühlt oder behandelt, bis hin zu der Entscheidung, dass der Notarzt vorbeigeschickt wird, weil der Gestochene Allergiker ist.“

Ein wesentliches Argument für die Telemedizin ist aus Sicht der Patienten die Erreichbarkeit außerhalb der gewohnten Öffnungszeiten. Praprotnik spricht hier von einer "doppelten Zeit-Ersparnis": "Erstens, weil die Telemedizin die Öffnungszeiten verlängern kann und zweitens, weil für die Patienten die An- und Abreise wegfällt."

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