Gesundheit: ÖGK-Chef Huss gegen Planung und Finanzierung aus einer Hand
Andreas Huss, der Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), hat am Freitag Plänen eine Absage erteilt, laut denen im Gesundheitsbereich die Steuerung, Planung und Finanzierung in Zukunft aus einer Hand erfolgen sollen. "Ich bin gegen dieses Modell, weil wir die regionale Kompetenz und das regionale Wissen für die Planung ganz dringend brauchen", sagte er bei einer Pressekonferenz in Klagenfurt. Forciert werden soll der Ausbau von Primärversorgungszentren (PVZ).
Grundsätzlich funktioniere in Österreich die Zielsteuerung, momentan sind die Regionalen Strukturpläne Gesundheit (RSG) der Länder entweder schon fertig oder in der Endphase der Erstellung. Diese Art der Finanzierung "aus einer Hand" werde nicht automatisch alle Probleme lösen - das funktioniere wesentlich kompetenter, wenn sich die Bundesländer der Probleme annehmen. Als Beispiel brachte er seine Heimatregion Lungau: "Aus Wiener Sicht würde man nicht auf die Idee kommen, hier ein Spital hinzustellen. Dabei ist das ein durch viele Täler geprägtes Biotop, das dringend eine Versorgung braucht, das kann man nicht von Wien aus planen."
Ihm pflichtete die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) bei: "In Kärnten sind wir 350 Kilometer von Wien entfernt, da ist es klar, dass es nicht dieses Wissen gibt, das wir in Kärnten brauchen." Würde von Wien aus geplant, wäre es für ein Bundesland schwieriger, Probleme schnell zu lösen, wenn sie auftauchen.
Ambulanzen sollen Spitäler entlasten
Thema der Pressekonferenz war eigentlich der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG), der in Kärnten bereits beschlossen wurde. Darin habe man den Fokus auf die Errichtung neuer PVZ gelegt. Momentan gibt es in Kärnten nur ein solches Zentrum in Klagenfurt. In Umsetzung befinden sich PVZ in Spittal an der Drau, Villach, Wolfsberg und Bleiburg, fix kommen sollen auch welche in Feldkirchen und St. Veit an der Glan: "Hier gibt es auch schon Interessenten", sagte Prettner. Bis 2030 soll es insgesamt 15 Zentren in Kärnten geben. Regional geplant sind Schwerpunkte, wie Urologie, Augenabteilung, Dermatologie oder Frauengesundheit.
Nicht nur diese Zentren sollen die Versorgung verbessern und Spitäler entlasten, sondern auch eigene Erstversorgungsambulanzen, die direkt an Krankenhäuser angeschlossen sind. Eine solche Ambulanz gibt es bereits am Landeskrankenhaus Villach, eine weitere soll am Klinikum Klagenfurt entstehen: "Das ist eine Ordination vor der Notfallaufnahme, wo jene Patienten schneller versorgt werden können, die nicht in die Notfallambulanz müssen, die ja wirklich für Notfälle vorgesehen ist." Die Erfahrung aus Villach habe gezeigt, dass 87 Prozent der Patientinnen und Patienten, die dort behandelt werden, wieder nach Hause konnten, die restlichen 13 Prozent waren Notfälle, die stationär aufgenommen wurden.
Bis zu 300 PVZ in Österreich
Huss lobte die Kärntner Initiative, die PVZ in den Vordergrund zu stellen, als "vorbildlich". Das sollte in ganz Österreich so gemacht werden - gibt es derzeit 114 PVZ in Österreich, so sollen es Mitte 2026 bereits 150 sein. Diese Zahl soll bis zum Jahr 2030 noch einmal auf 300 verdoppelt werden. Damit könnte ein Drittel der Gesamtbevölkerung über PVZ versorgt werden. "Die Zentren sollen auch andere Gesundheitsberufe ergänzen, die der Hausarzt nicht anbieten kann, wie etwa Physiotherapie, Psychotherapie, Pflege oder Wundmanagement", so Huss.
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