Mehr Platz für einzige Mehrfachbehinderten-Ambulanz

Eine junge Hand hält eine ältere Hand
In der Einrichtung der Barmherzigen Brüder werden Patienten mit mehreren Behinderungen auf Augenhöhe versorgt.

Menschen mit Behinderung sind bis heute nicht vollends in die Gesellschaft integriert. Auch wenn es um die gesundheitliche Versorgung geht, sind herkömmliche Krankenhäuser in der Regel nicht ausreichend ausgestattet. Anders das Spital der Barmherzigen Brüder in Wien: Hier gibt es seit 2011 eine spezielle Ambulanz für mehrfachbehinderte Menschen. Jeden Mittwoch werden hier Patienten mit verschiedenen Beeinträchtigungen fächerübergreifend behandelt - insgesamt bereits mehr als 400.

Nun wurde die Einrichtung im Ordensspital erweitert. Bisher teilten sich die Patienten der Spezialambulanz die Räumlichkeiten und Ressourcen mit den restlichen Patienten. Bei der Behandlung von mehrfachbehinderten Menschen bedarf es aber mehr Geduld und Einfühlungsvermögen - nicht immer lassen sich die Patienten auf Anhieb untersuchen, manche wollen sich nicht hinlegen oder beginnen zu schreien. Dank der Unterstützung der Stadt Wien und der Wiener Gebietskrankenkassa gibt es nun mehr Raum für die Betreuung Schwerbehinderter sowie für deren Angehörige.

Patienten mit besonderen Bedürfnissen

Entsprechend stolz zeigt sich die Ärztliche Direktorin des Krankenhauses, Katharina Reich. Durch die neuen Räume hätten die Patienten nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Ruhe. Außerdem könnten hier fächerübergreifende Behandlungen durchgeführt werden. Die überschaubare Anzahl an Patienten erlaubt es auch, sich genügend Zeit zu nehmen. Die Ambulanz läuft zwar unter Voranmeldung, unangemeldete Patienten werden aber trotzdem einkalkuliert. Reich dankte auch ihren Mitarbeitern, die sich teils ehrenamtlich für die behinderten Menschen engagieren.

Kommunikation spielt große Rolle

In der Versorgung Mehrfachbehinderter spielt vor allem die richtige Kommunikation eine wichtige Rolle: Viele Patienten können sich verbal nicht ausdrücken oder nur beschränkt Auskunft über ihr Befinden geben. In diesem Fall verschafft die GeKo-Mappe (Gesundheit und Kommunikation, Anm.) Abhilfe, die individuelle Informationen über den Patienten enthält. "Wenn man den Patienten richtig anspricht, öffnet er sich mehr", berichtet Katharina Reich. Eine weitere Verbesserung in der Behandlung erhofft sich Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger durch gezieltere Ausbildung. "Wir sind mit diversen Ausbildungsstätten im Gespräch. Das Personal muss ein besonderes Verständnis für die Lebenswelt behinderter Menschen haben. Nicht nur die Ressourcen, auch die Qualifizierung ist wichtig."

In der Zeit von 2015 bis 2018 werden von der Stadt Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse im Zuge der Gesundheitsreform nun insgesamt 260.000 Euro zu Verfügung gestellt. Ob ein Tag in der Woche überhaupt ausreicht, um die Patienten zu betreuen? "Ein Tag ist eigentlich zu wenig", sagt Reich. "Wir peilen eine Erweiterung der Ambulanz an." Über die finanzielle Unterstützung zeigt sich die Direktorin dankbar, an weiteren Förderungen hätte sie freilich nichts auszusetzen.

Info: https://www.barmherzige-brueder.at/site/oesterreich/aktuelles/article/28736.html

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