Sparen bei den Spitälern: Weniger Betten, gleich gute Versorgung

Um satte 9,2 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro sind allein 2023 die Ausgaben für jene öffentlichen Spitäler gestiegen, die von den Landesgesundheitsfonds finanziert werden. Kein Wunder also, dass österreichweit fieberhaft nach Lösungen gesucht wird, wie die Spitalsversorgung bei gleicher Qualität kostengünstiger gemacht werden kann.
So auch in Wien, wo im Nordosten der Stadt eine neuartige Versorgungseinheit bis 2028 entstehen soll: Eine Außenstelle der Kliniken Floridsdorf und Donaustadt in Form einer tagesklinischen Ambulanz, in der kleinere, unkomplizierte Operationen durchgeführt werden können. Etwa die Entfernung von Schrauben nach Frakturen.
Aktuell laufe gerade eine Machbarkeitsstudie, heißt es im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber dem KURIER.
Der genaue Standort ist noch offen – kolportiert wurde zuletzt die Seestadt Aspern –, betrieben werden soll das Zentrum jedenfalls von den Ärzten der Gemeindespitäler in diesen Bezirken. Die Finanzierung soll durch das Land und die Sozialversicherung erfolgen.
Dank einer solchen Ambulantisierung kleinerer Eingriffe könnten die Spitalskapazitäten deutlich verschlankt werden, ist Wilhelm Marhold überzeugt. Der Arzt und ehemalige Generaldirektor der Wiener Gemeindespitäler ist einer der Vortragenden beim Gesundheitsforum des gesundheitspolitischen Thinktanks Praevenire, das dieser Tage in Alpbach (Tirol) stattfindet.
Laut Marhold hätte die städtische Gesundheitsplanung errechnet, dass sich mit einem Behandlungsplatz in einem derartigen externen OP-Zentrum eineinhalb stationäre Spitalsbetten einsparen ließen. Inklusive der besonders personal- und kostenintensiven Nachtdienste.
Bettenstationen
Der Hintergrund: „Derzeit werden Patienten, die einen tagesklinischen Eingriff brauchen, noch auf einer herkömmlichen Bettenstation im Krankenhaus aufgenommen. Wenn sie dann aber am Abend das Spital wieder verlassen, ist die Station nur mehr zu einem Drittel belegt. Das ist so, als ob ein Frächter mit einem halb beladenen Lkw durch Europa fahren würde“, vergleicht der Gesundheitsexperte.
Noch sind freilich viele Fragen offen: Allen voran das Ausmaß an Leistungen, die tatsächlich an solche Zentren ausgelagert werden könnten. Erst dann steht fest, wie viel an Spitalskosten sich die Stadt insgesamt einsparen könnte. Infrage kommen jedenfalls auch kleinere Eingriffe in Fächern wie Dermatologie, Augenheilkunde, aber auch Gynäkologie und Urologie, betont der Mediziner.
Finanzierung
Während die Planungen für das Pilotprojekt in Wien schon relativ weit vorangeschritten sind, ist eine weitere Idee Marholds wohl noch Zukunftsmusik. Geht es nach ihm, soll auf die Bundesländer sanfter Druck ausgeübt werden, um verstärkt solche Projekte zur Effizienzsteigerung der Spitalsversorgung umzusetzen.
Landesfonds
Und zwar über die Finanzierung: Die Gelder für die Spitäler stammen aus den jeweiligen Landesfonds, die von Bund, Ländern und Sozialversicherung gefüllt werden. Marhold fordert nun, dass künftig ein gewisser Anteil der Mittel – zum Beispiel zehn bis 15 Prozent – für derartige innovative Projekte zweckgebunden wird.
Als Beispiel nennt er die geplante – wenn auch nicht unumstrittene – Umwandlung des Landesklinikums Gmünd (NÖ) in ein Ärzte- und Ambulanzzentrum ohne stationäre Betten. Oder die Zusammenlegung von Spitälern ohne einer damit verbundenen Reduktion der Leistungen.
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