Kranke Politiker

Bundeskanzler Bruno Kreisky war in den letzten Jahren seiner Amtszeit Dialysepatient,1984 erhielt er dann eine neue Niere
Staatsmänner verschwiegen ihre Krankheiten oft, um an der Macht bleiben zu können. So offen wie Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser ging bisher kaum ein Politiker mit seiner Diagnose um.

Ich kann mich noch erinnern, wie Bruno Kreisky eine Fußverletzung hatte, doch mit den Medien vereinbart war, dass der Stock auf den er sich stützte, weder im Fernsehen noch auf Pressefotos gezeigt würde. Politiker müssen fit wirken – selbst wenn sie sich mit letzter Kraft ins Amt schleppen. Viele spielten der Bevölkerung vor, gesund zu sein. Kreisky ebenso wie Mock und Klestil, Kennedy wie Churchill. Kaum jemand stand so offen zu ihrer Krankheit wie jetzt Gesundheitsministerin Oberhauser.

Machterhalt

Die Heimlichtuerei verfolgte meist den Zweck, den Machterhalt abzusichern. Kreisky litt in seinen späten Jahren unter Bluthochdruck und war Dialysepatient. Seine Krankheiten blieben aber geheim, schließlich wollte er sich mit 72 Jahren noch einmal seinen Wählern stellen. Doch die Österreicher erkannten, dass der "Sonnenkönig" angeschlagen war und versagten ihm 1983 erstmals nach zwölf Jahren die absolute Mehrheit.

Kranke Politiker
- APAHPK13-07072004-WIEN-OESTERREICH : ZU APA-.TEXT II - BP Klestil in der Amtsvilla auf der Hohen Warte in einer Archivaufnahme vom 14.November 1996 , nach einer Behandlung im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) . APA-FOTO : GEORGES SCHNEIDER
Auch Thomas Klestil blieb als Bundespräsident im Amt, nachdem er 1996 eine Lungenembolie hatte, von der er sich nie ganz erholte. Statt sich zu schonen, versuchte er seine Aufgaben voll auszufüllen, bis er zwei Herzinfarkte erlitt, an deren Folgen er – zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit – am 6. Juli 2004 im Alter von 71 Jahren starb.

Drei seiner Vorgänger behielten ihre Gesundheitsprobleme für sich – und starben ebenfalls im Amt: Bundespräsident Theodor Körner erlitt 1956 einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte. Er lernte mit der linken Hand zu schreiben, um weiter tätig sein zu können. Kurz nach Körners Tod hatte auch Bundeskanzler Raab einen Schlaganfall, worauf die beiden wichtigsten Positionen im Staat monatelang vakant waren.

Schärf und Jonas

Auch die Bundespräsidenten Schärf und Jonas erkrankten im Amt: Adolf Schärf holte 1965 trotz einer schweren Verkühlung den Schah von Persien vom Flughafen ab. Als Folge der übergangenen Grippe trat eine Verschlimmerung seines Leberschadens auf, dem Schärf 74-jährig erlag.Dramatisch auch die letzten Monate von Franz Jonas, der die Bevölkerung über sein Krebsleiden nicht informieren wollte – eine Maßnahme, die in der heutigen Medienwelt undenkbar wäre. Sein Zustand verschlechterte sich dermaßen, dass Kanzler Kreisky zu seinen Mitarbeitern sagte, "dass eine Unterredung mit Jonas schwierig geworden ist, da sein Gedächtnis zeitweise aussetzt, aber plötzlich wieder da ist und er dann den Gesprächsfaden ganz woanders aufnimmt". Jonas starb am 24. April 1974 in seinem 75. Lebensjahr.

Politikerkrankheit

Bluthochdruck ist eine typische Politikerkrankheit, die durch Stress, psychische Anspannung und zu wenig Schlaf entsteht. Wie Kreisky litten auch Franz Josef Strauß, Churchill, Bismarck, Tito, Lenin, Stalin und Hitler daran. Im Spätstadium kann Bluthochdruck zu Arterienverkalkung führen, ein Zustand, der natürlich Einfluss auf die politische Arbeit hat. In einem Fall sogar auf den Verlauf der Weltgeschichte: US-Präsident Franklin D. Roosevelt litt unter starker Arterienverkalkung und saß überdies nach einer Kinderlähmung im Rollstuhl, als er im Februar 1945 nach Jalta reiste, um über die Aufteilung der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg zu verhandeln. In Jalta wurde der Osten Europas der Sowjetunion zugesprochen, zumal Stalin die Ermüdungszustände und die immer wiederkehrende geistige Abwesenheit des amerikanischen Präsidenten beinhart ausnützte. Roosevelt starb nur wenige Wochen später.

Alkoholprobleme

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epa000353654 (FILE) Picture dated 17 September 1954 of Sir Winston Churchill giving his familiar 'V' sign. When Sir Winston Churchill died 40 years ago, Monday 24 January 2005, more than a decade had gone into planning his State funeral. The great wartime leader, whose bulldog spirit inspired a nation in its darkest hour, was finally laid to rest on January 30 1965 in the Oxfordshire village of Bladon following a funeral service at St Paul's Cathedral. The papers detailing the years of planning for the event - affectionately codenamed Operation Hope Not - are still preserved at the National Archives in Kew, south west London. They show how the Queen herself took a close interest in the arrangements. EPA/PA UK AND IRELAND OUT
Winston Churchill hatte zeitweise Alkoholprobleme, und seine ungesunde Lebensweise, die er mit "No sports" originell zu umschreiben versuchte, trug dazu bei, dass der britische Premier in seiner Amtszeit zwei Schlaganfälle erlitt, die vertuscht und erst nach seinem Tod bekannt wurden.

Kaum ein Politiker hatte ein so strahlendes Image wie John F. Kennedy. Dabei war gerade er ein schwerkranker Mann. Antikörper im Blut zerstörten die Nebennieren, was dazu führte, dass der US-Präsident an Depressionen, Schwindelanfällen, Übelkeit und Kreislaufstörungen litt. Körperlich behindert war er überdies infolge einer angeborenen Deformation der Wirbelsäule. "JFK" bewegte sich unter großen Schmerzen auf Krücken, die er meist nur dann ablegte, sobald Kameras in seiner Nähe waren.

Politische Attentate

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APARSC010 - 01122008 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT II - Alt-AM Alois Mock und seine Frau Edith am Montag, 01. Dezember 2008, im Rahmen einer Buchpraesentation in Wien. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Trotz Behinderungen als Folge politischer Attentate blieben der heutige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk im Amt. Bei AußenministerAlois Mockwar die Parkinsonkrankheit längst erkennbar, als er im März 1994 in Brüssel Österreichs EU-Beitrittsverhandlungen abschloss – dennoch blieb er noch ein Jahr Minister und vier weitere Jahre Abgeordneter. Das Leiden wurde von seiner Umgebung als "Überarbeitung" bezeichnet. Die Konsequenzen nach einer Lungenembolie zog hingegen Vizekanzler Josef Pröll, der 2011 von allen politischen Ämtern zurücktrat.
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Interview mit Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser am 23.01.2015 in Wien
NationalratspräsidentinBarbara Prammerinformierte die Öffentlichkeit vor zwei Jahren über die Diagnose Krebs, ließ jedoch offen, dass die Bauchspeicheldrüse befallen war.

Nun ging Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser einen Schritt weiter und erklärte, dass sie an Unterleibskrebs erkrankt ist. Glücklicherweise sprechen die Ärzte von guten Heilungschancen.

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