Mittlerweile ist er längst zu einer tragenden Säule des Sozialsystems geworden. Viele Hilfsorganisationen könnten ohne die Unterstützung durch Zivildiener kaum mehr auskommen. „Er ist längst nicht mehr wegzudenken“, sagt die zuständige Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) anlässlich des 50. Geburtstages des Zivildiensts.
Am 6. März 1974 wurden im Nationalrat die gesetzlichen Grundlagen für den Wehrersatzdienst beschlossen. Seitdem haben rund 425.000 junge Männer den Zivildienst absolviert. In großen Hilfseinrichtungen wie dem Roten Kreuz bis hin zu Feuerwehrverbänden.
Bei den Arbeitgebern der Zivildiener ist die Feierlaune trotz des Jubiläums schaumgebremst – wird es doch immer schwieriger, ausrechend junge Männer zu finden.
„Die Zahl der verfügbaren Zivildiener stieg im Vorjahr zwar leicht auf 14.630 an, der Bedarf liegt aber bei mehr als 16.000“, rechnet Petra Grell-Kunzinger, Bundesgeschäftsführerin der Johanniter in Österreich, vor. Die Hilfsorganisation hat rund 1.200 Mitarbeiter. Davon sind 200 Zivildiener, die vor allem im Rettungsdienst zum Einsatz kommen.
Engpass im Frühjahr
„Wir könnten locker 30 mehr brauchen“, sagt Grell-Kunzinger zum KURIER. Vor allem für die Zivildienst-Starttermine April und Juli sei es schwer, Interessenten zu finden, weil diese vielfach nicht in die Zeitplanung von Maturanten passen würden.
Es sind gleich mehrere Gründe, die zu den Engpässen führen: Die geburtenschwachen Jahrgänge machen sich bemerkbar, es gibt immer mehr Untaugliche, gleichzeitig wächst der Bedarf nach sozialen Dienstleistungen.
Hält der Trend – wie zu erwarten ist – an, werde man unweigerlich mehr angestellte Mitarbeiter benötigen, sagt die Johanniter-Chefin. „Das wäre aber finanziell nur sehr schwer zu bewältigen“, gibt sie zu bedenken.
Zusätzlich drohe mit dem Schwund der Zivildiener eine wichtige Quelle für dauerhafte Mitarbeiter zu versiegen. „Denn viele bleiben uns nach ihrem Dienst erhalten – als Ehrenamtliche, aber auch als Angestellte bis hinauf in Geschäftsführer-Positionen.“
Aufwertung
Staatssekretärin Plakolm verweist auf Gegenmaßnahmen, die man bereits getroffen habe: 2023 habe man die Grundvergütung von monatlich 362,30 auf 536,10 Euro angehoben. Mit Jahresbeginn dann noch einmal auf 585 Euro. Dazu gibt es für die Zivildiener ein kostenloses Klimaticket.
Weiters könnten sie seit September im Pflegedienst eine Grundausbildung Pflege absolvieren, die sich auf andere Pflege-Ausbildungen anrechnen lasse. Auch das Freiwillige Soziale Jahr habe man attraktiviert.
Grell-Kunzinger bleibt skeptisch, ob diese Maßnahmen greifen. „Mittelfristig wird man sich überlegen müssen, wie das Rettungswesen mit der immer geringeren Zahl an Zivildienern und auch Ehrenamtlichen zurechtkommen soll.“
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