Fritz Neugebauer wird 70

Neugebauer hat sich das Image als Betonierer erarbeitet
Pensionswillig ist der Beamtenchef noch lange nicht - feiern mag er aber ebenso wenig.

Viele Menschen lassen sich gern feiern, vor allem wenn sie Geburtstag haben. Fritz Neugebauer mag das nicht. Statt Brimboriums im Inland gibt es Urlaub im Ausland, mit der Familie. 70 Jahre alt wird der ÖVP-Mann diesen Freitag. Pensionswillig ist er deshalb nicht. Vor drei Jahren hat sich Neugebauer neuerlich zum Chef der Beamtengewerkschaft wählen lassen("Weil ich das Feuer noch spüre"); seit 1997 ist er das schon.

Demo für höhere Gagen

Die Interessen seiner Klientel verteidigt Neugebauer mit Verve. Vergangenen Herbst mobilisierte er 40.000 Beamte und Vertragsbedienstete zu einer Demonstration für höhere Gagen in der Wiener Innenstadt – und agitierte dort gegen die rot-schwarze Regierung. Vor allem unter Pädagogen hat der einstige Hauptschullehrer auch rote Fans. Unterrichtsministerinnen mögen kommen und gehen, Neugebauer bleibt – und lässt die jeweilige Ressortchefin anrennen. Kein anderer im Land gilt so sehr als Blockierer, Betonierer, Besitzstandswahrer wie er. Politikwissenschafter Emmerich Talos formulierte einst nachgerade liebevoll: "Neugebauer ist nicht der Ausbund des Reformers." Und so sind seine Sympathiewerte schlecht. Im APA-OGM-Vertrauensindex rangiert er stets ganz unten.

Unzählige Funktionen hat Neugebauer nicht mehr. 2009 musste er als ÖAAB-Chef weichen, weil er im Arbeitnehmerbund "zu beamtenlastig" war. Das Amt des Zweiten Nationalratspräsidenten ist seit der Wahl 2013 weg, detto sein Sitz im Parlament, wo er einst als ÖVP-Klubvize, Sozial- und Bildungssprecher werkte.

"Abgemeldet"

Mit den Ämtern ist auch Neugebauers Macht in der ÖVP geschwunden, die er unter deren Frontmännern Schüssel und Molterer hatte. Nicht nur im sprichwörtlichen Sinn hatte er zu ihnen einen Draht. In der Partei sei er mittlerweile "abgemeldet", sagt ein Insider. Mit dieser hat sich Neugebauer öfter angelegt. So stimmte er im Hohen Haus für das Sparpaket 2010, um dann mit einer Verfassungsklage dagegen zu drohen.

So sehr er Gegenüber ob geviefter Verhandlungstaktik nervt: Selbst diese empfinden ihn nicht als Ungustl – abseits des Polit-Geschäfts. Gesellig und humorvoll ist Neugebauer. Im Gasthaus "Zum Holunderstrauch", unweit der Wiener Beamtengewerkschaftszentrale, hält er Hof.

Andernorts unterhält Neugebauer – mit Musik. Der Opernfreund spielt Klavier. Auch in ungewöhnlichen Situationen. Während anno dazumal im Kanzleramt um Zehntelprozente in Sachen Gehalt gefeilscht wurde, klimperte er auf einem Steinway.

Was viele nicht vermuten würden: Neugebauer mag es auch wild. In Lederkluft und auf seine Maschin’ wirft er sich immer wieder. Manche hoffen, dass er sich 2016, wenn die erneute fünfjährige Periode als Beamtenvertretungsboss endet, in den Ruhestand haut. Das hatten sie freilich auch schon 2011 ersehnt.

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