Fritz Neugebauer tritt als Beamtenchef ab – und bleibt als Aufpasser

Norbert Schnedl (links) übernimmt den Vorsitz der mächtigen Beamtengewerkschaft von Fritz Neugebauer.
Der 72-Jährige tritt zugunsten seines Schützlings Norbert Schnedl in die zweite Reihe.

Gehen – und trotzdem bleiben. So etwas bewerkstelligt nur Fritz Neugebauer, der gewiefte Taktiker, das Urgestein der Beamtengewerkschaft, der neunzehn Jahre lang die mächtige Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) geführt hat.

Neugebauer wird nicht mehr als Vorsitzender der GÖD kandidieren. In einer für ihn emotionalen Rede am Fraktionstag der Christgewerkschafter am Montag (FCG) vor dem heutigen GÖD-Bundeskongress im Wiener Austria Center schlägt er den Bundesvorsitzenden der FCG, Norbert Schnedl, als seinen Nachfolger vor.

Neugebauer feiert an diesem Montag seinen 72. Geburtstag. Er sei gesund, bei seinen Laborwerten sei kein einziger Wert "ausgefranst", nur die Badezimmerwaage sei "kaputt", witzelte er. Aber: Er sei gebeten worden, "an Bord" zu bleiben, "und das tue ich". Er werde "wo immer die neue Chefität mich braucht in dienender Funktion" zur Verfügung stehen. Er bleibt im Vorstand der GÖD, als auch im Präsidium.

Schnedl, dem, wie man hört, nicht alle FCG-Kollegen die Vorsitzfunktion zutrauen, bleibt damit die schützende Hand Neugebauers noch eine Zeit lang erhalten.

Am Dienstag wird der Bundeskongress der Beamtengewerkschaft wohl dem Wahlvorschlag der übermächtigen Fraktion der Christgewerkschafter zustimmen. Das Wahlergebnis soll erst Mittwochfrüh bekannt gegeben werden. Schnedls Wahl steht also nichts mehr im Weg.

15 Minister ausgesessen

15 Minister und Staatssekretäre, die er namentlich alle aufzählt, sind Neugebauer in seiner fast zwei Jahrzehnte langen Amtszeit bei Verhandlungen über Dienstrecht und Gehalt auf Regierungsseite gegenüber gesessen. "Wir haben immer ein Jahr gebraucht, bis wir sie eingelernt haben", erzählt er launig in seiner Abschlussrede. Ausführlich ging er auch auf die Tagespolitik ein. Die Beamtengewerkschaft sei ein stabiler Faktor in Österreich, und ein wesentlicher "Gegenpol zur Mieselsucht" in Österreich. Zurecht vermisse die Bevölkerung oft Führungsstärke der Regierenden. Auch einen Seitenhieb auf den neuen Bundeskanzler Christian Kern ließ er sich nicht nehmen, dem er Populismus in Sachen CETA vorwarf und feststellte: "Da ist Kern schon mehr Faymann als Faymann."

Auffällig blieb, dass nur eine einzige Frau, die Vorsitzende der Wahlkommission Judith Roth, vom Rednerpult aus zu den Delegierten sprach. Auch im Wahlvorschlag der Christgewerkschafter für den GÖD-Vorstand finden sich zehn Männer – und nur eine Frau. Und das bei einer Gewerkschaft, in der Frauen längst die Mehrheit mit 52 Prozent unter den 240.000 Mitgliedern stellen. "Mehr wäre mir lieber", gibt Neugebauer zu.

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