Frieda Stronach: "Sehr liberale Ehe“

Frank Stronach spricht gerne über sein Leben, seine Millionen-Spenden, seine Tochter Belinda, seine Pferde, seine Farmen. Doch eine große Unbekannte existiert: seine Frau. Wenn man den streitbaren Neo-Politiker auf Frieda anspricht, meint er ironisch: „Nur sie ist verheiratet, nicht ich.“ Dem KURIER gab Frieda Stronach (70), die wie Frank aus dem oststeirischen Weiz stammt, eines ihrer seltenen Interviews.

KURIER: Frau Stronach, haben Sie Ihren Mann jemals gefragt, warum er mit 81 nicht lieber sein Leben genießt als eine neue Partei zu gründen?

Frieda Stronach: Das brauche ich Frank gar nicht zu fragen. Er würde antworten: „Kümmere dich nicht um mein Alter, pass auf deines auf.“ Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist er nicht aufzuhalten. Aber ich kann sein Engagement verstehen. Die Euro-Krise und die Tatsache, dass Länder wie Österreich die Schulden der anderen zahlen müssen, haben Frank einen Ruck gegeben, dass er etwas für seine Heimat bewegen möchte. Denn Frank ist ein Mann mit Gewissen. Die ganze Familie hält ihm die Daumen, dass er Erfolg hat.

Wie viel Prozent bei den Wahlen wären für Sie ein Erfolg?

Ich denke, 10 Prozent wäre für eine neue Partei ein guter Anfang.

Verfolgen Sie den Wahlkampf Ihres Mannes?

Ein wenig im Internet, aber ich habe viel zu tun, weil sich jemand um die Rennpferdezucht kümmern muss.

Bilder aus der Stronach-Villa:

Haben Sie seine Fotos mit nacktem Oberkörper gesehen?

Oh ja, jetzt wo es schon geschehen ist, ist es zu spät darüber nachzudenken, ob es richtig war. Frank hätte auch seine Beine herzeigen sollen, denn er hat schöne Fußballerwadeln. (lacht)

Wenn man Ihren Mann auf die Ehe anspricht, sagt er: Nur Sie sind verheiratet, nicht er.

Das brauchen Sie nicht zu glauben. Sätze wie diese sagt er schon ewig, das stört mich nicht. Frank sagt auch, dass er mich geheiratet hat, weil ihm meine Mutter gefallen hat, und der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Ich weiß, Frank liebt mich, aber er würde es nie zugeben.

Aber Sie führen schon seit einigen Jahren eine freundschaftliche Ehe. Wann haben Sie diesen Deal beschlossen?

Wir haben nie über Scheidung gesprochen. Ich will keine und Frank auch nicht. Aber man hat kein Recht, einen Menschen einzuschränken, nur weil man verheiratet ist. Das Schlimmste an der Ehe ist, wenn der Partner zu anspruchsvoll wird. Das wollen wir beide nicht.

Es hat Sie nie interessiert, ob er Affären hatte oder nicht?

Nein, eigentlich nicht. Wenn ich in der Zeitung ein Foto gesehen habe, habe ich mir manchmal meine Gedanken gemacht, aber ich habe Frank nie nach anderen Frauen gefragt, und wir hatten keine Diskussionen darüber. Wenn ich mich nicht scheiden lassen will, dann kann ich ihm auch keine Szene deswegen machen.

Eifersüchtig sind Sie nicht ...

Die Eifersucht ist etwas ganz Schlimmes, dadurch entfernt man sich nur in der Ehe. Wir haben immer eine sehr liberale Ehe geführt.

Wie haben Sie Frank Stronach kennengelernt?

Frank kannte meinen Bruder und wir lernten uns während eines Heimaturlaubs von Frank kennen. Mein Bruder und ich waren auf dem Weg zur der Teichalm Ski fahren, als Frank mit Auto vorbeifuhr und fragte, was wir machen. Dann kam er mit zum Skifahren. Er kann sehr charmant sein. Anfangs hatten wir Briefkontakt und wir sahen uns, wenn Frank nach Österreich kam.

1963 wollte ich Frank für sechs Wochen besuchen, aber ich kehrte nicht mehr nach Hause zurück. Ich blieb gleich in Kanada und wir heirateten. Drei Jahre später kam Belinda zur Welt und 1968 Andrew.

Porträt Stronach und seine Partei:

Frank Stronach war Ihre erste große Liebe?

Er ist meine erste und einzige große Liebe. Ich hatte ein gutes Leben. Wenn Frank nach Hause kam, war er immer charmant . Ich weiß, dass viele Männer auch gerne Stress machen.

Über Ihre gemeinsame Tochter Belinda sagt Frank, sie sei wie sein Zwilling. Wenn man ihn auf Sohn Andrew anspricht sagt er: Der streicht Zäune an. Klingt nicht nach einem guten Verhältnis ...

Ich glaube, Männer setzen in ihre Söhne immer ganz besondere Erwartungen. Was Frank nicht bedenkt, er hatte mit Andi viel mehr Kontakt als mit Belinda. Als Teenager begleitete Frank Andi zu seinen Tennisturnieren. Später haben die beiden die Pferdezucht gemeinsam gemanagt. Andi hat ein unglaubliches Wissen. Er kennt den Stammbaum von Tausenden Pferden auswendig und das mehrere Generationen zurück. Frank hat beim Züchten andere Ansichten als sein Sohn, wollte oft andere Pferde als Andi kaufen. Da gab es viele Reibungspunkte. Aber als Andi bei der Zucht mitsprach, hatten wir unsere größten Erfolge. Jetzt ist Andi Bio-Bauer und will sich eine Farm am Lake Ontario kaufen.

Ihre Tochter Belinda war in Kanada auch schon in der Politik. Warum stieg sie wieder aus?

Belinda kandidierte zuerst für die konservative Partei, aber die Ansichten von Stephen Harper waren ihr in vielen Fragen zu wenig liberal. Also machte sie einen Parteiwechsel zu den regierenden Liberalen und trat damals direkt in das Kabinett von Premier Paul Martin ein. Er verlor aber die nächste Wahl und dann kam auch noch Belindas Brustkrebserkrankung hinzu. Damals musste sie sich ihre Brust amputieren lassen.

Sie sprechen besser Deutsch als Ihr Mann...

Das weiß ich, ich will seine Grammatik verbessern, aber er lässt nicht zu. Aber vielleicht konnte es Frank auch nie besser. (lacht)

Anmerkung: Das Gespräch fand vor Frank Stronachs Aussage „Für Berufskiller soll es eine Todesstrafe geben“ statt.

Rund 45 Minuten von Toronto entfernt beginnt die Welt im XX-Large-Format von Frank Stronach: In der Kleinstadt Aurora führt ein eigener „Stronach Boulevard“ direkt zur Magna-Firmenzentrale. Von der Terrasse des Magna International Hauptquartiers blickt man über einen künstlichen See. Am anderen Ende liegen Stronachs Golfplatz und das private Reich des Parteigründers. Seit 25 Jahren ist das mehrere Hektar große Gelände der Familiensitz.

Hier leben nicht nur Frank und Frieda Stronach, auch Tochter Belinda (47) und Sohn Andrew (45) residieren an einem zweiten künstlichen See mit ihren Kindern in stattlichen Villen. Bevor sich die Tore zur „Adena Ranch“ öffnen, gibt es einen kleinen Security-Check. In Aurora züchtet Frank Stronach auch Rennpferde. „Hier haben wir rund 60 Pferde, aber es gibt auch noch eine Ranch in Kentucky und insgesamt werden wir auf 700 Pferde kommen. Sein erstes Pferd hat Frank schon 1963 gekauft“, erzählt Frieda.

Bis man die Villa von Frank Stronach erreicht, fährt man entlang von zahlreichen Pferdekoppeln und Stallungen. Einen Stall gibt es für die zweijährigen Rennpferde samt Indoor-Rennbahn, in einem anderen leben die Stuten mit ihren Fohlen, dort hat Tochter Belinda einen Stall für ihre Springpferde und den sogenannten „Honeymoon-Stall“. „Hier sind die Zuchthengste untergebracht“, erklärt Frieda.

Bevor man die herrschaftliche Stronach-Residenz erreicht, öffnet sich wieder ein automatisches Tor aus Schmiedeeisen, vor dem Haus, das an ein Mini-Schloss erinnert, plätschert ein Springbrunnen. Der erste Blick in der Lobby fällt auf den verglasten Indoor-Pool. „Ich wollte eigentlich nie so ein großes Haus. Aber Frank baut so gerne“, so Frieda. In dem Anwesen lebt Stronachs Ehefrau die meiste Zeit alleine, denn Frank ist viel unterwegs. Eine Haushälterin hilft ihr. „Aber Köchin habe ich keine.“

Stronachs Liebe zu Vollblut-Pferden ist omnipräsent. Pferde-Gemälde und Skulpturen zieren jeden Raum, dazu ein eigener Barock-Kasten mit den Trophäen. Stronach hat auch ein Faible für Asia-Kunst. Er sammelt China-Vasen in allen Größen. Highlight ist ein überdimensionales Jade-Schiff. Und dann gibt es noch Frank Stronach – als Statue im Garten und als Öl-Gemälde in der Bibliothek.