Frauen verdienen viel weniger: SPÖ für Gehalts-Strip für alle

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser
Frauenministerin Sabine Oberhauser verlangt volle Einkommenstransparenz in der Privatwirtschaft.

Es gibt die Einkommensberichte von Rechnungshof und Statistik Austria. Es gibt die Vorschriften für Stelleninserate, in denen seit einiger Zeit die Mindestgehälter angegeben werden müssen. Und es gibt seit jeher die klaren Gehaltseinstufungen im öffentlichen Dienst über die gesamte Berufslaufbahn. Bei den Staatsdienern macht der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen daher nur fünf Prozent aus.

Doch für die Privatwirtschaft zeigt jede Einkommensstudie das nahezu idente Bild: Wegen der häufigeren Teilzeit-Arbeit und ihren tendenziell geringeren Aufstiegschancen verdienen Frauen weiterhin deutlich schlechter als Männer.

Frauen verdienen viel weniger: SPÖ für Gehalts-Strip für alle
Am größten ist die Kluft in der Arbeiterschaft: Im Mittel verdienten Arbeiterinnen im Vorjahr 11.041 Euro brutto im Jahr, Arbeiter hingegen 25.556 Euro. Weibliche Arbeiter bekommen also weniger als die Hälfte ihrer männlichen Kollegen, die Lohnschere beträgt 57 Prozent. Das zeigt der neue Einkommensbericht des Rechnungshofes für 2015. Enthalten sind hier freilich alle Beschäftigte, also auch jene, die nur wenige Wochen oder Monate im Jahr gearbeitet haben oder Teilzeitkräfte.

Zieht man nur die ganzjährig vollzeitbeschäftigten Arbeiter heran, bessert sich das Bild. Dennoch liegen Frauen beim Einkommen dann noch immer um rund ein Drittel hinter ihren männlichen Kollegen. Ähnlich weit geht die Einkommensschere bei Angestellten auf (siehe Grafik).

Und selbst im breitesten Querschnitt – von den Arbeitern bis zu den Beamten – fehlen Frauen noch immer 17 Prozent auf Männer, ein Umstand, den Frauenministerin Sabine Oberhauser nicht länger hinnehmen will.

Auch wenn sich die Einkommensschere im Vergleich zum letzten Rechnungshofbericht um einen Prozentpunkt geschlossen hätte, sieht sie dringenden Handlungsbedarf.

Transparenz-Pflicht

"Wir sehen, dass es in die richtige Richtung geht – die Lohnschere hat sich in den letzten Jahren konstant verringert. Gleichzeitig ist aber klar, dass das viel schneller gehen muss", sagt Oberhauser. Sie will volle Lohntransparenz. Die Ministerin schlägt ein "innerbetriebliches Lohntransparenzgesetz" vor, das heißt die Offenlegung aller Gehälter in einem Betrieb. Eine Reaktion des Koalitionspartners gibt es darauf noch nicht. Bisher legte sich die ÖVP aber gegen verpflichtende Regelungen quer und pochte auf die Freiwilligkeit der Betriebe.

Handlungsbedarf gibt es auch in der Lohnpolitik, das zeigt ein Blick auf die langfristige Entwicklung – insbesondere wenn man hohe und niedrige Einkommen vergleicht: Die bestverdienenden zehn Prozent der Unselbstständigen verdienten 2015 um 4,3 Prozent mehr als 1998 (inflationsbereinigt). Die am schlechtest verdienenden zehn Prozent büßten hingegen 35 Prozent ein. Bei mittleren Einkommen macht der reale Verlust 3,5 Prozent aus. Die Grünen kritisieren das massiv. Die Regierung müsse die "Bekämpfung der Ungleichheit zur obersten Priorität" erklären.

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