"Personelle Schieflage": Hörl wettert gegen die eigene Partei, die ÖVP

"Personelle Schieflage": Hörl wettert gegen die eigene Partei, die ÖVP
Dass Franz Hörl auf der ÖVP-Bundesliste zur Nationalratswahl auf dem recht aussichtslosen Platz 21 gereiht ist, schmeckt dem Tiroler Abgeordneten so gar nicht.

Der Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Seilbahnenchef Franz Hörl lässt ob der wohl aussichtslosen Reihung auf Platz 21 der Bundesliste seinem Unmut weiter freien Lauf - und dieser trifft diesmal nicht nur die Landespartei bzw. Landeshauptmann Anton Mattle, sondern auch die Bundes-ÖVP. 

Hörl kritisierte eine "personelle Schieflage" auf den ÖVP-Listen, immer häufiger würden "Angestellte der Partei oder der Bünde - auch im Wirtschaftsbund - mit Mandaten ausgestattet."

Dies stelle er "mit Verwunderung" fest, sagte Hörl, selbst Wirtschaftsbündler, gegenüber der Tiroler Tageszeitung von Sonntag. 

"Was müssen sich dabei motivierte Unternehmer, Bürgermeister oder Funktionäre denken, die die Ochsentour durch die Partei gemacht haben, wenn plötzlich Parteiangestellte im Landtag oder Nationalrat sitzen", zeigte sich der wortgewaltige Zillertaler Hotelier und Multiunternehmer verärgert.

Als Beispiel wurde etwa der designierte Wirtschaftskammer-Generalsekretär und Oberösterreichische Noch-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer mit Platz fünf auf der Bundesliste angeführt. 

In Tirol wurden wiederum der Parteiangestellten Margreth Falkner (Platz zwei) sowie dem früheren Büroleiter von Ex-Landeshauptmann Günther Platter, Jakob Grüner, mit Platz drei der Vorzug vor Hörl auf der Landesliste gegeben.

Tourismus kommt zu kurz

Auch dass der Tourismus bei den ÖVP-Listenerstellungen in Land und Bund kaum eine Rolle gespielt habe, stört den Touristiker und obersten österreichischen Seilbahnenvertreter Hörl sehr: "Das ist wohl eine einmalige Geschichte." Und dass Tirols Landesspitzenkandidat, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zusätzlich noch Platz neun auf der Bundesliste belegt, stößt dem 67-Jährigen ebenfalls sauer auf: "Wenn er nicht mehr Minister wird, zieht er sowieso über die Landesliste in den Nationalrat ein. Das ist gelebte Praxis. Die Bundesliste soll neben den Spitzen der Partei schließlich personelle Notwendigkeiten berücksichtigen."

Mattle wirft der "Unternehmer mit Leib und Seele" vor, sich zu spät (für ihn) bei der Erstellung der Bundesliste engagiert zu haben: "Da ist ziemlich wenig gekommen und zum Schluss war die Bereitschaft auf Bundesseite, noch etwas zu verändern, nicht mehr vorhanden. Es war sozusagen erledigt."

Bereits nach Bekanntwerden der Bundesliste hatte Hörl den Landesparteiobmann deutlich kritisiert und ihm quasi nicht gerade großes politisches Gewicht attestiert. Zuvor hatte er noch gegenüber der APA erklärt, dass er hinsichtlich seiner Wiederkandidatur auf Mattle und dessen "Stärke und Durchschlagskraft" vertraue.

Im Nationalratswahlkampf will sich Hörl laut eigenen Angaben ungeachtet seiner Enttäuschung voll einbringen. "Einzelne Parteien von vornherein auszuschließen", davon halte er nichts, ließ der Zillertaler, bekanntermaßen nie ein großer Gegner einer Koalition mit der FPÖ, wohl noch in Richtung seiner Partei wissen: "Natürlich ist es mit FPÖ-Chef Herbert Kickl schwierig, aber deshalb kann man doch nicht der gesamten FPÖ den Sessel vor die Türe stellen."

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