Ähnlichkeiten mit dem „Projekt Ballhausplatz“, mit dem einst Kurz und seine Mitstreiter die Marschroute zur Macht festschrieben, sind nicht ganz zufällig, räumt man bei der FPÖ ein. Im Gegensatz dazu sei aber das „Projekt Volkskanzler“ völlig öffentlich und transparent.
Heimatherbst
Ein Begriff, den Parteichef Herbert Kickl und die FPÖ seit Monaten trommeln. Die Idee dahinter: „Das Volk muss wieder der Chef sein und an erster Stelle stehen“, erklärt Parteimanager Schnedlitz. „Das soll für die Menschen auch real wieder spürbar werden.“
Das war auch der Zweck der „Heimatherbst“-Tour, die noch bis kurz vor Weihnachten läuft: Neben klassischen Kickl-Auftritten in vollen Bierzelten setzen die Blauen dabei auf Hunderte Kleinveranstaltungen, bei denen Tradition, Handwerk und Volkskunst hochgehalten werden sollen – vom Adventkranz-Binden in einem Wiener RFJ-Keller bis zum Preisschnapsen in Türnitz. Verteilt werden neben den üblichen Flyern und Feuerzeugen Kochtöpfe und Gaskocher. Die Botschaft dahinter: Die FPÖ kümmert sich gerade in der kalten Jahreszeit um die inflationsgeplagte Bevölkerung.
Bürgerbewegung
Das ist allerdings erst Phase 1 von „Projekt Volkskanzler“, bei der sich die Parteispitze vor allem an die eigenen Funktionäre richtete. Im neuen Jahr will sich die FPÖ an die Bevölkerung wenden. „Wir wollen eine Bewegung starten, wie es sie in Österreich noch nie gegeben hat“, kündigt Schnedlitz an.
Ähnlich wie seinerzeit im Protest gegen die Corona-Maßnahmen will die FPÖ auch nun weit über ihre Parteigrenzen hinweg Menschen gewinnen, die sich in Form einer breiten Bürgerbewegung, ohne Mitglied zu sein, für die Partei engagieren – von der Abhaltung großer Kundgebungen bis hin zu Verteilaktionen. „Wir möchten mehr als 100.000 Menschen an Bord holen“, sagt Schnedlitz.
Erinnerungen an die FPÖ unter Jörg Haider werden wach, der Mitte der 90er-Jahre die FPÖ von einer Partei in eine Bewegung (wenngleich mit mäßigem Erfolg) umwandeln wollte.
Vorbild Haider
„Tatsächlich finden sich viele Stilmittel von damals in modernisierter Form in unseren aktuellen Kampagnen wieder“, sagt Schnedlitz. Auch die Heimatherbst-Kampagne habe es in ähnlicher Form bereits unter Haiders Ägide in Kärnten gegeben. Wahlkampf-Mastermind war übrigens damals bereits ein gewisser Herbert Kickl.
Wobei laut Schnedlitz die Nationalratswahl nur ein Zwischenschritt sei. Die Volkskanzlerschaft sei nicht das Ziel, sondern das Mittel dazu, die Wünsche der Bevölkerung sicherzustellen.
Dass die klassische Protest- und Oppositionspartei einmal mehr an diesen Ansprüchen scheitert, sobald sie Regierungsverantwortung übernehmen muss, glaubt der Parteimanager nicht. „Solche Fehltritte wie früher können Kickl nicht passieren.“
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Und im Vergleich zu bisherigen blauen Regierungsbeteiligungen gebe es einen grundlegenden Unterschied: Laut Schnedlitz werde die FPÖ keinesfalls als Juniorpartner in die Regierung gehen. Und keinesfalls ohne Kickl als Kanzler.
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