Auch einen „permanenten Beraterstab wie das ,Projekt Ballhausplatz’“ von Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz, „gibt es bei den Freiheitlichen sicher nicht“, heißt es auf KURIER-Nachfrage bei Parteigängern und -kennern, die allesamt nicht genannt werden wollen.
Der 54-jährige Kickl konzipiere das meiste selbst, er sei aber auch – entgegen anderslautender Gerüchte – „kein einsamer Politstratege“, der im kompletten Alleingang das dritte Lager in die Nationalratswahl führen will.
Braucht kritische Landesgruppen-Chefs
Er wisse, er braucht starke wie kritische Landesgruppen-Chefs wie jene aus Oberösterreich (Manfred Haimbuchner) oder Salzburg (Marlene Svazek), um „Volkskanzler“ zu werden, wie er seit geraumer Zeit nicht müde wird zu betonen. Wobei Svazek noch immer zu seinen engeren Vertrauten zählt, trotz der Differenzen rund um eine Nulllohnrunde für Landespolitiker.
Betont bedeckt halten sich die Freiheitlichen, wenn es um Menschen geht, auf die der Parteichef (seit 2020) hört. Man wolle bewusst keine Namen nennen, wer den Kurs mitbestimmt. Für Ministerposten infrage kommende Namenslisten gebe es jedenfalls nicht; das sei alles „Phantasie der Medien“. Jetzt gehe es vielmehr „um politische Ausrichtung und Teamwork“, zumal man sich inhaltlich noch mehr positionieren will und unterscheiden muss. Vor allem von der ÖVP.
Blaue Positionspapiere
Der Ex-Koalitionspartner wird denn auch seit der Bargeldoffensive von ÖVP-Chef und Kanzler Karl Nehammer als „Kopiermaschine“ blauer Ideen bezeichnet. Die Wähler, so das blaue Mantra, würden das Original wählen, den „Schmied“ Kickl und nicht den „Schmiedl“ Nehammer.
Verantwortlich für die Inhalte zeichnen eine Handvoll Männer, wie KURIER-Recherchen ergeben, die alle Aufstieg und Fall der Partei unter Haider und Heinz-Christian Strache miterlebt haben. Seither sei „die Welt eine andere“, dem Thema Nummer eins – Asyl und Migration –, das 2018 der FPÖ in Regierungsposition verhalf, werde von Inflation und Rezession, Energie-, Geo- und Sicherheitspolitik der Rang abgelaufen. Jeder Bereichssprecher im Parlament habe bis Weihnachten deshalb Positionspapiere zu er- und überarbeiten.
Auch deswegen von Gewicht ist der eher unbekannte FPÖ-Klubdirektor Norbert Nemeth. Wichtige strategische Arbeiten leisten für Kickl dessen Generalsekretäre Michael Schnedlitz und Christian Hafenecker. Spricht der FPÖ-Chef nicht selbst, dann reden die Vertrauten für ihn. Oder rücken auch für ihn aus, wenn es einmal gerade sehr viel Kritik hagelt. Neben diesen Drei soll es noch zwei Landespolitiker geben, die dem engsten Kreis rund um Herbert Kickl angehören.
„Es ist genial, wie sich die beiden ergänzen“
Der neue Landeshauptmannstellvertreter aus Niederösterreich, Udo Landbauer (insbesondere der Landtagswahlkampf habe beide zusammengeschweißt) und Niederösterreichs FP-Klubobmann Reinhard Teufel, der Büroleiter im FPÖ-Parlamentsklub ist. Kickl und Teufel kennen einander seit Haider-Zeiten. „Es ist genial, wie sich die beiden ergänzen“, sagt ein Insider zum KURIER.
Häufige Gesprächspartner seien ob der Themenkonjunktur Axel Kassegger, FPÖ-Bereichssprecher für Außenpolitik, Energie und Wirtschaft, und Gerhard Kaniak (Gesundheitssprecher) sowie Andreas Reichhardt, Leiter der Sektion VI (Telekommunikation, Post und Bergbau) im Finanzministerium und ehemals Verkehrs- und Infrastrukturminister in der Übergangsregierung Bierlein.
Zudem tausche sich der FPÖ-Chef mit Ex-ÖBB-Finanzvorstand Arnold Schiefer über die wirtschaftspolitische Positionierung der Partei aus. Schiefer war bereits bei den türkis-blauen Regierungsverhandlungen maßgeblich im Hintergrund aktiv. Um Themen an die Kernwählerschaft zu adressieren und nach außen zu kommunizieren, hört Kickl auf zwei Brüder und langjährige Weggefährten.
Volker und Alexander Höferl. Volker Höferl ist Kickls Pressesprecher, Bruder Alexander gilt als Mastermind der Social Media-Auftritte und FPÖ-Seiten wie unzensuriert.at .
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