Radetzkymarsch
Geht es nach Kickl, der mit einer Österreich-Flagge in der Hand zu den Klängen des Radetzkymarschs kurz nach 18 Uhr in das Bierzelt einzieht, ist er selbst nach der Nationalratswahl 2024 Regierungschef. Oder „Volkskanzler“, wie es in der FPÖ-Diktion heißt.
Als solchen kündigen ihn die beiden Einpeitscher, Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp und Generalsekretär Michael Schnedlitz, an. „Der Herbert wird dafür sorgen, dass man wieder Freude hat, wenn man in der Früh aufsteht“, verspricht Letzterer den rund 800 Fans, die es sich zu diesem Zeitpunkt bei Bier, Jägermeister und Würstel gemütlich gemacht haben.
Sie stimmten „Herbert, Herbert“-Sprechchöre an, als endlich der Parteichef die Bühne betritt.
Wir und die anderen
Seine rund einstündige Rede in der in blaues Licht getauchten Halle gerät zum erwartbaren Rundumschlag gegen den Mitbewerb: „Es gibt nur noch zwei Parteien: Uns und die anderen“, lautet sein Befund. Die „anderen“ seien gemeinsam „bei jeder Schweinerei“ dabei gewesen – von den Corona-Maßnahmen über den „Wirtschaftskrieg“ bis hin zum Gendern.
„Systemkanzler“ Karl Nehammer bekommt wegen seines berüchtigten Burger-Videos sein Fett ab: „Er macht sich über arme Leute lustig. Das ist schäbig, Leopold Figl würde im Grab rotieren“, wettert Kickl.
SPÖ-Chef Andreas Babler, dem „Bussibär der linken Schickeria“, ergeht es nicht besser. Seine Forderungen, etwa die 32-Stunden-Woche, seien ein „Wunschkonzert. Es fehlt nur noch, dass er weiße Weihnachten in die Verfassung schreiben will“. Babler sei ein „ungenießbares marxistisches Früchtchen“, so Kickl.
Er selbst, räumt er dann ein, sei nicht der Fescheste. „Ich hab ja einen Spiegel. Aber für meine Frau bin ich es.“ Ein Geständnis, das bei den Zuhörern besonders gut ankommt.
Pirat statt Regenbogen
Dann wird es pathetisch: Ihn treibe „zu hundert Prozent an, euer Diener, Beschützer, Sprachrohr und Werkzeug zu sein“. Das, wofür die FPÖ stehe, sei keineswegs extrem, sondern normal.
Die Blauen seien die einzigen, die diese Normalität beschützen würden – von der traditionellen Familie bis zur Neutralität: „Bei einem FPÖ-Kanzler wird es keine Regenbogenfahne auf Regierungsgebäuden geben. Da häng ich eher die Piratenfahne auf.“ Zum Abschluss werden dann aber vorerst doch noch rot-weiß-rote Fahnen geschwenkt.
Kommentare