Er selbst nennt sich Straches Mediator. Gegenüber seinen alten blauen Freunden bezeichnet er sich auch gerne als Straches Emissär (Abgesandter). Harald Fischl, Ex-FPÖ-Abgeordneter (1990–2001), der allerdings nur echten Polit-Insidern bekannt ist, steigt für Strache in den Ring.
Im blauen Rosenkrieg lässt sich Strache neuerdings von Fischl und seinem Anwalt Ben Irle vertreten. „Wir versuchen, Ruhe in die Situation zu bekommen. Es geht um die Zukunftsfragen“, definiert Fischl seine Mission im KURIER-Gespräch.
Und welche Fragen stehen im Fokus? „Da geht es um die Facebookseite und wie man in Zukunft miteinander umgeht“, definiert Fischl die Ziele. Oder anders gesagt: Es geht um Straches letztes Kapital. Denn die Facebookseite mit 800.000 Followern ist rund zwei Millionen Euro wert. Das bestätigte Norbert Hofer zuletzt in einem KURIER-Interview.
Streitpunkt ist, wer nun der tatsächliche Eigentümer dieser Seite ist: Strache oder die FPÖ? So einfach ist das nicht zu klären, so die Argumentation der blauen Spitze, denn die Partei habe die Seite finanziert, die Mitarbeiter bezahlt (darunter das üppige Gehalt für Philippa Strache) und die Werbung.
Oder gehört die Seite Strache, weil er das Zugpferd seiner Seite war? Beide Seiten wollen eine Abschlagzahlung, wenn sie die Rechte dafür abgeben.
Dieser Punkt ist die Krux an der Causa. Klar ist auch: Eine Lösung muss rasch her. Denn zuletzt wurde die Seite von der FPÖ still gelegt. Jeder Tag, der hier verstreicht, minimiert den Wert der Seite.
Haider-Getreuer
Der Schritt, sich politisch zu betätigen, sei „kein weiter für Strache“, droht auch Fischl. Selbst wenn Strache nicht in der Politik bleibt, ist die Facebookseite Goldes wert. „Das ist eine Einladung für die Zukunft. Strache kann die Facebookseite auch wirtschaftlich nützen. Denn ihm folgen nicht nur FPÖ-Fans, sondern auch zahlreiche Opinion Leader. Wir müssen das sauber und transparent lösen“, appelliert Fischl.
Aber zurück zum Emissär Fischl. Warum hat Strache ihn zum Vertrauten auserkoren? „Wir sind seit einigen Jahren befreundet. Ich kenne viele der handelnden Personen und versuche, die Vernunftfaktoren einzubringen.“
Sicher ist: Fischl gilt als interessante Figur, die alle politischen Tricks kennt. Früher war der Steirer aus dem eingeschworenen Kreis um den freiheitlichen Übervater Jörg Haider einer der Treusten. Der gelernte Kellner und spätere Versicherungsmakler aus Fürstenfeld saß zwischen 1990 und 2001 gleich viermal für die FPÖ im Nationalrat. Nach Gründung des BZÖ im Jahr 2005 wurde er dort Finanzreferent – zunächst unter der Obmannschaft Haiders, ab Mitte 2006 dann unter jener von Peter Westenthaler. Noch heute sitzt der mittlerweile 61-Jährige im Vorstand der Dr. Jörg Haider Privatstiftung von Haiders Witwe Claudia. In Straches größter Lebenskrise fangen ausgerechnet Haiders Erben den gefallenen Ex-Vizekanzler auf. Denn Fischl ist nicht der einzige Ex-BZÖler, der dem Ex-FPÖ-Chef nun zur Seite steht.
Millionär Fischl
Finanziell unabhängig wurde der neue Strache-Vertraute aber durch einen anderen Coup: Über viele Jahre baute er die „Kräutergarten-Seniorenheim-Gruppe“ auf, die er sehr lukrativ verkauft haben soll (man spricht von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag). „Seit der Auflösung des BZÖ habe ich mich aus der Politik zurückgezogen“, so Fischl.
Glaubt man den Facebook-Postings von Strache, dann hat der Ex-Vizekanzler diesen Rückzug nicht vor. Als Financier von Straches Polit-Plänen, etwa mit einer eigenen Partei bei der Wien-Wahl anzutreten, wird von den Blauen auch gerne Fischl ins Spiel gebracht. „Um Gottes willen, das mache ich sicher nicht. Wer sich heute freiwillig in diesen politischen Hass-Pott begibt, muss einen Vogel haben. Ich bin in einem Alter, wo man nicht mehr an eine solche Blödheit denkt“, dementiert er das Gerücht.
Darlehen für Partei
Allerdings: Als ehemaliger Finanzreferent kennt Fischl sämtliche Kreativlösungen, wie man einen Parteistart finanziert. So könnte er Straches Polit-Pläne sehr wohl mit einem Darlehen ausstatten. Schafft Strache den Einzug in den Wiener Gemeinderat, dann erhält die Partei auch Parteienförderungen und könnte den Kredit schnell zurückzahlen. Dem BZÖ soll Fischl 2006 zur Wahlkampffinanzierung 1,4 Millionen Euro geborgt haben.
Der Strache-Vertraute sieht für den Ex-Vizekanzler allerdings einen anderen Zukunftsweg: Sobald mit der FPÖ eine Lösung gefunden ist, soll Strache in der Privatwirtschaft Karriere machen. „Gusenbauer, Faymann, Kern haben es geschafft. Strache ist eine Marke, warum soll er es nicht schaffen?“ so Fischl.
Allerdings übersieht der Ex-BZÖ-Mann hier einen nicht unwesentlichen Aspekt: Die drei genannten Ex-SPÖ-Politiker waren allesamt Kanzler und haben keinen derartigen Skandal wie Strache zu verantworten.
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