Kritik an FPÖ: Das steht im neuen Rechtsextremismusbericht

Im neuen Rechtsextremismusbericht kommt die FPÖ prominent vor. An mehreren Stellen werden Verbindungen der Freiheitlichen zur rechtsextremen Szene beschrieben.
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) präsentierte den Bericht für die Jahre 2020 bis 2023 am Freitag bei einer Pressekonferenz. Auf 196 Seiten werden die rechtsextremen Aktivitäten beschrieben.
Im Kapitel zum deutschnationalen Vereinswesen heißt es etwa, es gebe eine "starke personelle Verankerung" in der und ein "historisches Naheverhältnis" zur FPÖ. Das völkische Milieu, zu dem auch studentische Burschenschaften zählen, ist laut Bericht ein traditioneller "Pfeiler des österreichischen Rechtsextremismus".
Die Verbindungen seien zwar eine gesellschaftliche Randerscheinung, bekämen aber durch die Kontakte zur FPÖ eine "gewisse politische Prägewirksamkeit". Zudem seien sie eine Kaderschmiede der Freiheitlichen, da einige ihrer Parlamentarier Burschenschafter sind.
"Alles rechtsextrem, was nicht dezidiert links ist"
Dass sich die FPÖ über die Arbeit des DÖW beschwere, kritisiert dessen Wissenschaftlicher Leiter Andreas Kranebitter, in der PK. Diese Aufregung sei vergleichbar mit einem Raser, der in eine Radarfalle fahre, obwohl er wisse, wo diese stehe. Und: "Wir stellen die Kamera ganz rechts auf."
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker meint via Aussendung, das DÖW sei ein "ideologisch tief im linken Lager verorteter Verein" und dürfe eigentlich "niemals im staatlichen Auftrag über die politische Gesinnung anderer Vereine oder Personen urteilen". Der Bericht sei ein Offenbarungseid: "Das DÖW missbraucht den staatlichen 'Ritterschlag' für einen ideologisch motivierten Rundumschlag gegen alles und jeden, der linke politische Positionen kritisiert und sich beispielsweise gegen Massenzuwanderung oder gegen eine aggressive LGBTIQ-Politik ausspricht." Das DÖW erkläre "alles für rechtsextrem, was nicht dezidiert links ist", so Hafenecker.
FPÖ-Naheverhältnis zu Identitären
Thema sind auch die FPÖ-Kontakte zur Identitären Bewegung (IBÖ). Diese zählt das DÖW zur "Neuen Rechten". In Erscheinung treten die Identitären durch Aktionismus, Medienarbeit in digitalen Kanälen und Spendenwerbung. So könne die IBÖ "auch über den Hebel" FPÖ Aufmerksamkeit generieren und den politischen Diskurs beeinflussen. FPÖ-Chef Herbert Kickl hatte die Identitären als "interessantes und unterstützenswertes Projekt" oder "NGO von rechts" bezeichnet.
Auch das Verhältnis der Identitären zur ÖVP kommt im Bericht vor. Die Volkspartei werde zwar als schwach und unglaubwürdig gesehen. Einzelne ihrer Positionierungen aber auch gelobt. So freute sich der Identitäre Martin Sellner 2021 über eine Aussage von ÖVP-Klubobmann August Wöginger zur Migration.
Corona, Musik und Fußball im Bericht
Verbindungen gibt es außerdem zwischen dem Rechtsextremismus und den Corona-Maßnahmenprotesten. Hier weist der Bericht neuerdings auf den Einfluss der FPÖ hin. Erklärt wird der Begriff "Mosaik-Rechte", eine Zusammensetzung aus Alternativmedien, aktivistischen Gruppen und parteipolitischem Arm. Vor allem die Freiheitliche Jugend würde hier eine Rolle spielen.
Weitere Kapitel des Rechtsextremismusberichts behandeln internationale Verflechtung und Strömungen in migrantischen Communities, wie etwa der türkischen. Erwähnt werden auch Rechtsextreme in der Musikszene und unter Fußballfans.
Der Rechtsextremismusbericht ist Teil des türkis-grünen Regierungsprogramms. Er wurde nach gut 20 Jahren wieder eingeführt. Innen- und Justizministerium haben das DÖW mit der Erstellung beauftragt.
Kritik von SPÖ und Grünen
"Es ist höchst an der Zeit, dass der 2001 von ÖVP und FPÖ abgeschaffte Rechtsextremismusbericht jetzt endlich wieder vorliegt", freute sich die SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, in einer Aussendung. Der Bericht sei eine notwendige Information und Datenbasis. "Die beängstigenden Entwicklungen in den letzten Jahren und ein Rekordhoch an rechtsextremen Straftaten erfordern dringend Gegenmaßnahmen."
"Dass die FPÖ prominent im Bericht vorkommt, ist alles andere als ein Zufall", befand der Rechtsextremismus-Sprecher der Grünen, Lukas Hammer. Die Freiheitlichen seien parlamentarischer Arm der extremen Rechten: "So eine Partei hat in einer Regierung nichts verloren."
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