"Feiglingsspiel": Arbeitsminister Kocher erklärt seinen Tweet

Martin Kocher
Martin Kocher sorgt mit einem Tweet für Verwirrung. Kritik an der ÖVP, wie mancherorts gemutmaßt, war es nicht, wie er Stunden später schreibt.

Eine Botschaft von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hat Rätsel aufgegeben und Spekulationen zur Zukunft des türkisen Regierungsteams befeuert. Via Kurznachrichtendienst Twitter teilte er einen Link zum Wikipedia-Artikel über das „Chicken“-Game, also das Feiglingsspiel. Dabei geht es darum, ob eine Seite in einer Konfrontation als erste einlenkt, oder ob beide ins Verderben stürzen. Erst später erklärte er, sich auf eine Regierung mit der FPÖ bezogen zu haben.

Kocher kommt in den Berichten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu den Korruptionsermittlungen rund um Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) selbst vor. So gebe es Hinweise darauf, dass Thomas Schmid Druck auf das Institut für Höhere Studien (IHS), dessen damaliger Leiter der derzeitige Arbeitsminister war, ausüben wollte, weil es in einzelnen Fragen nicht auf Kurz' Linie war. Im Jänner folgte Kocher allerdings der wegen Plagiatsvorwürfen zurückgetretenen Christine Aschbacher (ÖVP) als Minister.

Das Feiglingsspiel, oder auch Spiel mit dem Untergang, ist ein Begriff aus der Spieltheorie: In dem Szenario fahren zwei Sportwagen mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zu. Wer ausweicht, hat das Spiel verloren. Tut dies keiner, haben beide Spieler zwar die Mutprobe bestanden, verlieren bei dem Zusammenprall allerdings ihr Leben. "Umso wichtiger“, twittert Kocher zu dem Link: "Staatsräson >> Parteiräson“ Eine Sprecherin des Ministers war Samstagvormittag für eine Interpretation des Tweets nicht erreichbar.

Eine Erklärung lieferte Kocher Stunden später auf Twitter nach. „Eine Regierung mit der FPÖ und Herbert Kickl hielte ich definitiv nicht im Sinne der angesprochenen Staatsräson“, schrieb er und weiter: „Verstehe ehrlich gesagt nicht, warum diese Option momentan von mehreren Parteien nicht ausgeschlossen wird.“
Kocher hatte am Freitag der „Wiener Zeitung“ gesagt, dass er „für eine Konzentrationsregierung ohne ÖVP unter FPÖ-Duldung“ nicht zur Verfügung stehe. „Was ein mögliches überparteiliches Übergangskabinett bis zu den Wahlen betrifft, ist es noch zu früh für eine Festlegung“, meinte er aber weiters.

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