Familienleistungen in Österreich laut Studie "stark umverteilend"

01_PI_ Auf Spieletour mit der Österreichischen Kinderwelt
Bundeskanzleramt ließ von Joanneum Research Transferleistungen für Familien analysieren. Raab: "Erheblicher Teil der Kosten abgedeckt".

Familienleistungen des Bundes decken Ausgaben für Kinder nur zum Teil ab, besonders bei Alleinerziehern und Familien mit älteren bzw. mehr Kindern sei die Lücke groß. Das hat Ende 2021 eine Studie von Statistik Austria und Wifo im Auftrag des Sozialministeriums gezeigt. Eine Studie von Joanneum Research im Auftrag des Bundeskanzerlamts kommt nun zu einem anderen Befund: Berücksichtige man Transferleistungen von Ländern und Gemeinden, sei das System "stark umverteilend".

In der Untersuchung seien "so umfassend wie nie zuvor" die kinderbezogenen Transferleistungen auf allen staatlichen Ebenen (Bund, Länder, Gemeinden) analysiert worden, wird Projektleiter Franz Prettenthaler in einer Aussendung des Familienministeriums zitiert. Berücksichtigt wurden dabei sowohl direkte kinderbezogene Transfers (etwa Familienbeihilfe, Kinderabsetzbetrag, Familienbonus Plus) als auch sozialpolitische Transferleistungen wie Mindestsicherung und Wohnbeihilfe, bei deren Höhe die Kinder im Haushalt ein Faktor sind.

Zwischen 340 und 570 Euro pro Kind und Monat

Paarhaushalte mit ein bis vier Kindern (Alter zwischen einem und 24 Jahren) erhalten demnach je nach Einkommenshöhe und Kinderanzahl Familienleistungen zwischen 340 und 570 Euro pro Kind und Monat. Bei Alleinerziehenden ist die Unterstützung mit 370 bis 690 Euro über alle Einkommensstufen hinweg höher. Diese haben allerdings auch höhere Kosten, weil sich etwa Fixkosten auf weniger Personen verteilen. Direkte Zahlungen wie Familienbeihilfe oder einkommensabhängige Ermäßigungen (z.B. bei der Kinderbetreuung) machen dabei - vor allem bei Eltern mit niedrigerem Einkommen - laut Studie einen deutlich größeren Anteil aus als Steuererleichterungen wie der Familienbonus.

Zwar würden innerhalb des Steuersystems Eltern mit mittlerem oder höherem Einkommen stärker profitieren, das werde aber durch kinderabhängige Transfers außerhalb des Steuersystems mehr als ausgeglichen. Der Analyse von Joanneum Research zufolge sind insgesamt die Transfers in den unteren Einkommensstufen höher als in den oberen Stufen, wobei bei den niedrigen Einkommen Leistungen der Länder und Gemeinden eine größere Rolle spielen als bei den mittleren und höheren. Für das Maximum an kinderabhängigen Transferleistungen brauchen die Eltern allerdings ein Mindesteinkommen, für diese ist nämlich teilweise ein bestimmtes Beschäftigungsausmaß Voraussetzung (z.B. Wohnbeihilfe in bestimmten Bundesländern).

Alleinerzieher-Haushalte 35 bis 70 Prozent abgedeckt

Prettenthaler und sein Team haben außerdem die Transferleistungen von Bund, Ländern und Gemeinden den Ergebnissen aus der "Kinderkostenanalyse 2021" der Statistik Austria gegenübergestellt, wie viel zusätzliches Einkommen Haushalte mit Kindern im Vergleich zu kinderlosen Haushalten brauchen, um dasselbe Wohlstandsniveau zu erreichen. Demnach seien bei Paaren mit sehr geringem Einkommen mit einem Kind die Kinderkosten komplett gedeckt, bei den oberen Einkommen sind es rund 70 Prozent.

Bei Alleinerziehenden-Haushalten mit einem Kind werden allerdings nur 35 bis 70 Prozent der durchschnittlichen direkten Kosten abgedeckt, bei Alleinerziehern mit zwei Kindern 45 bis 80 Prozent. Auch bei älteren Kindern klafft eine deutliche Lücke zwischen Familienleistungen und tatsächlichen Kosten: Während bei Paaren mit einem ein- bis fünfjährigen Kind die Transfers über alle Einkommensklassen höher ausfallen als die Kinderkosten, ist das bei älteren Kindern nur bei den geringsten Einkommen der Fall. Auch bei Alleinerziehenden mit einem Kind sind die Kinderkosten ab dem Moment, in dem dieses in die Schule kommt, deutlich höher als die Familienleistungen.

Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) sieht die Ergebnisse der Untersuchung als Beleg dafür, dass Österreichs Familienpolitik einen zentralen Beitrag zur Reduzierung von Familien- und Kinderarmut leiste, am wichtigsten seien hier Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld. Auch bei Alleinerziehenden seien die Leistungen treffsicher, würden doch bei jüngeren Kindern die Kosten in einkommensschwächeren Familien zur Gänze abgedeckt. Auch die Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sei wirkungsvoll. Dadurch könnten Familien je nach konkreter Lebenssituation mit finanziellen Leistungen, Sach- und Steuerleistungen unterstützt werden. "Die Studie zeigt, dass durch Familienleistungen ein erheblicher Teil der Kosten, die in Haushalten mit Kindern entstehen, abgedeckt werden können", so Raab.

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