SPÖ-Lercher: "Eine Proletenkultur würde uns gut anstehen"

SPÖ-Lercher: "Eine Proletenkultur würde uns gut anstehen"
Ex-SPÖ-Geschäftsführer Max Lercher lud zum ersten Arbeiter-Aschermittwoch in die Obersteiermark.

Da steht er nun, das Krügerl in der Hand und im Trachten-Gilet, und sagt mit dem Brustton der Überzeugung das für ihn gar nicht garstige P-Wort. „Ich bin a Prolet und des gern“, posaunt der Lercher Max von der Bühne hinunter in den Bauernstadel. Und ein bisserl wünscht er sich das auch für die Genossen. „Eine Proletenkultur würde uns gut anstehen.“

Jubel, Klatschen, er hat sein Publikum, aber das ist nicht wirklich überraschend – der geschasste SPÖ-Bundesgeschäftsführer ist hier zu Hause, „daham“ wie er sagt. Ein Steirer unter Steirern, was soll da schon schiefgehen?

Max Lercher ist noch Chef der SPÖ Obersteiermark West. Erst vor wenigen Tagen hat man im Herzen von Judenburg ein neues SPÖ-Büro eröffnet. Und weil Lercher „den Tag nicht den Blauen und die Tracht nicht den Schwarzen“ überlassen will, hat er nun zum „politischen Aschermittwoch“ geladen.

Die Ingredienzien sind die selben wie bei der Konkurrenz: Es gibt Hausmusik, Bier und Hering – und den ein oder anderen Witz, vorzugsweise auf Kosten der FPÖ. „Bei uns gibt’s für Essen und Eintritt eine freiwillige Spende. Bei den Blauen das freiwillige Arbeiten.“

 

Max Lercher hält seine Rede zum Aschermittwoch

Lercher nutzt den Abend, um den Unterschied zwischen Rot und Blau zu skizzieren. „Jeden Tag einen Ausländer durchs Dorf zu hetzen und danach die Rechte der Arbeitnehmer zu beschneiden, wird auf Dauer zu wenig sein.“ Die FPÖ schreie viel, trage aber die neoliberale Politik der ÖVP mit. „Da müssen wir als SPÖ ansetzen.“

Manchmal wird er sehr leise. Etwa so: „Haben wir mehr, wenn wir den anderen etwas wegnehmen? Und haben wir mehr Sicherheit, wenn wir unser soziales Netz zerstören?“

Die Sozialdemokratie dürfe nicht belehren, sie müsse kämpfen. Und bei dieser Gelegenheit mahnt er ein, was in den letzten Woche fehlte: Geschlossenheit. „Wir haben nicht zu viele Intellektuelle in der Partei, wir brauchen jeden Einzelnen.“ Im Publikum sitzen zwei, die einen weiten Weg gekommen sind: Julia Herr, Chefin der Sozialistischen Jugend und EU-Kandidatin, schunkelt selig zur Volksmusik. Und Willi Mernyi, der Kampagnen-Chef des ÖGB. Beide werden später ans Rednerpult treten.

Doch es liegt an Lercher einen bemerkenswerten Vorstoß in die SPÖ zu machen. „Wir müssen eine Quote diskutieren“, sagt er. „Für die Arbeiter in unseren Strukturen.“

Eine Arbeiterquote in Vorstand, Präsidium und Parlament? Wer weiß, ob sich Lercher das im Detail überlegt hat. Für ihn scheint es aber ein Akt der Selbstreinigung. „Denn wir brauchen den Kampf um die Partei von unten. Damit die Mitläufer weniger, und die Idealisten mehr werden.“

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