Voggenhuber kandidiert für Pilz – und gegen Grüne

Johannes Voggenhuber 2013.
Der Ex-Grüne hatte schon vor längerem erklärt, dass es ihn durchaus reizt, sich wieder um ein EU-Mandat zu bewerben.

Die Nachricht, dass Johannes Voggenhuber – ihr Johannes Voggenhuber – wohl ihr schärfster Konkurrent bei der EU-Wahl im Mai wird, kommentiert bei den Grünen am Sonntag niemand öffentlich.

Intern dürfte leise Panik ausbrechen. Wohl zu recht.

Voggenhuber ist ein Ex-Grüner und ein EU-Veteran. Für viele in der Partei gilt er als streitbarer Geist, allseits geschätzt wird er aber für seine Expertise. Bis heute besteht noch zu einzelnen Grün-Politikern Kontakt.

Zuletzt hat sich etwa Martina Berthold, Bürgermeisterkandidatin in Salzburg, bei ihm Rat für die Gemeinderatswahlen geholt. Voggenhuber war in den 1980er-Jahren Stadtrat in Salzburg, bevor er in die Geschäftsführung der Bundes-Grünen, dann in den Nationalrat und zuletzt ins EU-Parlament ging.

Es riecht nach Revanche

Jetzt ist er aus der Politpension zurück: Der 68-Jährige wird für die Liste Jetzt bei der EU-Wahl im Mai antreten.

Dass es ihn reizen würde, sagte Voggenhuber bereits im Frühjahr 2018 im KURIER, und Pilz gab offen zu, dass er sich bei seinem Freund in Sachen EU-Politik beraten lässt. Mit der fixen Zusage ließen sich aber beide Seiten Zeit.

Den Grünen erwächst mit der Kandidatur des Ex-Grünen erneut  Konkurrenz aus dem eigenen Lager, die nach Revanche riecht. Denn Voggenhuber war ab 1995  für die Grünen im EU-Parlament, erhielt auf der Bundesversammlung 2009 bei der Listenerstellung jedoch einen Korb.

Die damalige Parteichefin Eva Glawischnig sprach von einer „gestörten Vertrauensbasis“. Zehn Jahre später gibt es ein offenes Retourmatch gegen  den Grünen Bundessprecher  und EU-Kandidaten Werner Kogler.

Voggenhuber oder Kogler? Diese Frage wird das Grüne Wählervolk spalten. Und nach dem Rauswurf aus dem Nationalrat 2017 (mitverursacht durch den abtrünnigen Pilz und dessen Liste) wäre ein Rauswurf aus dem EU-Parlament für die Bundes-Grünen wohl ein Todesurteil.

"Mit-Architekt der EU"

Voggenhuber ist nicht nur europapolitischer Routinier, sondern war auch Mitglied jenes Verfassungskonvents, der den Entwurf für die EU-Verfassung erstellte. 

Nach Abstimmungsniederlagen in Frankreich und den Niederlanden trat diese zwar nie in Kraft, als politisches Verkaufsargument taugt sie aber noch, wie aus den Worten von Listengründer Pilz abzulesen ist: "Er ist der Beste, den es in der EU-Politik gibt. Wer in Österreich wäre besser qualifiziert als der Mit-Architekt der EU-Verfassung?", sagte er im Jänner zum KURIER.

Die mandatslose Parteichefin  Maria Stern bleibt damit  weiter ohne Sitz im Parlament. Bei einer weiblichen Kandidatin aus dem Nationalratsklubs hätte sie aufrücken können. Voggenhubers Kandidatur wird am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz öffentlich gemacht.

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