Was der EU-Klimadeal bewirken wird

Was der EU-Klimadeal bewirken wird
Die 27 EU-Staaten haben am Mittwoch mit einer Mehrheit enorm hohe Klimaziele vereinbart. Um diese auch zu erfüllen, werden die nationalen Regierungen gefordert sein.

Nach 18-stündigen Verhandlungen in der Nacht auf Mittwoch einigten sich die EU-Umweltminister auf ein neues Klimaziel der EU bis 2040. Welche Auswirkungen wird der Brüsseler Beschluss auf unser aller Leben haben?

Was wurde konkret beschlossen? 
Laut Beschluss soll der Ausstoß von Treibhausgas bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Bis zu fünf Prozentpunkte der Einsparungen können durch den Kauf von Klimazertifikaten in Drittstaaten erbracht werden, womit die Emissionen in der EU faktisch nur um 85 Prozent sinken müssen. Beschlossen ist bisher das Klimaziel für 2030, wonach die Emissionen um 55 Prozent sinken müssen.

Was sind Klimazertifikate aus Drittstaaten?
Wer Klimaschutzmaßnahmen, etwa einen Windpark, ein Wasserkraftwerk oder ein Aufforstungsprojekt in einem Staat außerhalb der EU finanziert, kann sich die damit eingesparten CO2-Emissionen auf sein nationales Klimakonto gutschreiben lassen. Allerdings zeigen neue wissenschaftliche Studien, dass in der Vergangenheit nur ein Bruchteil solcher bereits durchgeführter Maßnahmen die versprochenen Reduktionen auch erfüllt haben.

Warum wurde dieses Klimaziel beschlossen? 
Der Beschluss folgt der Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats der EU-Kommission, der eine Reduktion von 90 bis 95 Prozent empfohlen hat. Das große Ziel ist nach wie vor, die Erderwärmung durch die Treibhausgase einzudämmen. Bis Ende des Jahrhunderts sollte diese deutlich unter 2 °C bleiben.

Die EU wird die Klimakrise alleine sicher nicht lösen, was tun die anderen Staaten der Welt für den Klimaschutz? 
Das stimmt, die EU ist nur mehr für etwa sieben Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Beim kommenden UNO-Klimagipfel werden die Klimaschutzmaßnahmen aller Staaten erneuert evaluiert, derzeit liegen die Prognosen bis zum Jahr 2100 bei einer Erderwärmung von etwa 2,8 °C. Das ist viel zu viel, aber schon etwas besser als die Prognosen der Vorjahre, es bewegt sich also etwas. Die Weltgemeinschaft ist mit ihren Klimaschutzmaßnahmen aber noch lange nicht am Ziel.

Die USA haben unter Präsident Trump alle Klimaschutz-Maßnahmen beendet, wie wird das dort begründet? 
Gar nicht, Trumps Politik ist rein ideologiegetrieben. Es gibt keine seriöse wissenschaftliche Studie, die die Klimakrise und die menschengemachte Erderwärmung in Zweifel zieht.

Welche Auswirkungen hat der Beschluss für uns?
Klar ist, dass eine Reduktion der Treibhausgase um 90 Prozent in den kommenden 15 Jahren ein radikales Umdenken erfordert. Um das Ziel zu erreichen, können am Ende so gut wie gar keine fossilen Energieträger wie Benzin, Diesel, Erdgas oder Heizöl mehr verwendet werden. Das wirft unzählige Fragen auf, die von dieser und den kommenden Regierungen erst beantwortet werden müssen: Wie sollen wir künftig heizen oder Warmwasser aufbereiten? Wie sollen wir künftig mobil sein? Wie soll unsere Wirtschaft und Industrie produzieren können? Für die allermeisten Probleme sind die technischen Lösungen vorhanden, die aber teils (noch) nicht leistbar oder (noch) nicht praktikabel sind.

Was kann ich als Mieter einer Wohnung mit einer Gastherme oder Ölheizung machen? 
In der EU kommt ab 2028 eine eigene CO2-Steuer auf fossile Energieträger, die jedes Jahr steigen wird. Als Mieter hat man aber keinen Einfluss auf sein Heizungssystem. Bisher gibt es nur Förderanreize, das Heizungssystem zu tauschen. Ordnungspolitische Maßnahmen, also etwa schrittweise Verbote von fossilen Heizungen, gibt es nicht, sie werden aber wahrscheinlich kommen müssen.

Und wie sieht das beim Auto aus? Muss ich mir jetzt ein E-Auto kaufen?
Nein. Es gilt aber zu bedenken, dass die kommende CO2-Steuer ab 2028 auch Benzin und Diesel jährlich teurer machen werden, der Betrieb wird also zunehmend kostspieliger. Probleme machen beim E-Auto noch die Lademöglichkeiten in Städten, zudem hat es die europäische Autoindustrie bisher unterlassen, leistbare Klein- und Mittelklasse-E-Autos zu produzieren.

Welche technischen Lösungen fehlen? 
Für den Flug- und den Schiffsverkehr fehlen praktikable Lösungen. Der Umstieg auf klimaneutrale Kraftstoffe wäre möglich, doch E-Fuels benötigen enorme Mengen an Ökostrom, die in diesem Ausmaß nirgends produziert werden können.

Stimmten die EU-Umweltminister einstimmig für das Klimaziel 2040?
Nein. Ungarn, die Slowakei, Tschechien und Polen stimmten dagegen, während sich Bulgarien und Belgien enthielten. Die anderen 21 EU-Staaten, darunter Österreich, stimmten zu.

Welche Bedeutung hat der Beschluss für die UN-Klimakonferenz in Brasilien?
Die EU bleibt Vorbild und hat nun die mit Abstand ehrgeizigsten Klimaziele der Welt. Damit ist noch nichts gewonnen, aber der Kampf gegen die Klimakrise ist damit zumindest noch nicht verloren.

Kommentare