„Esoterische“ Digitalministerin tritt Anfragewelle los

Margarete Schramböck hatte bei NextiraOne eine 50-Prozent-Frauenquote im Vorstand
IT-Expertin hatte Gewerbeschein als Energetikerin. Neos will wissen, wie es Kollegen mit Pendel & Co halten.

Wirtschaftsministerin  Margarete Schramböck hat einen Doktortitel für Wirtschaftswissenschaften und ein MBA der Université de Lyon. Sie ist nicht nur ausgewiesene Wirtschaftsexpertin mit viel Erfahrung in leitenden Positionen bei Hightech-Multis wie Alcatel, Multi Dimension Data, A1 und der Telekom Austria.

In Österreich hatte sie zudem die Berechtigung für ein freies Gewerbe zur „Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen bzw. energetischen Ausgewogenheit“, wie jüngst via Twitter bekannt wurde .

Schramböck, so viel und keinen Satz mehr mehr lässt sie darüber verlauten, hat zwar aus „rein aus persönlichem Interesse“ 50 Euro in einen Gewerbeschein investiert. Ihre Gewerbeberechtigung habe sie aber gleich nach der Anmeldung im November 2010 wieder ruhend gestellt und sei daher nie als Energetikerin aktiv gewesen.

Kein Kommentar

Ein Interview dazu wollte die neue Wirtschaftsministerin dem KURIER nicht geben. So bleiben nur Vermutungen, wie sie die „energetische und körperliche Ausgewogenheit“ mittels (u. a.) „Auswahl von Farben, Düften, Lichtquellen, Edelsteinen oder Interpretation der Aura“ herstellen würde. Denn das hatte sie laut ihrer Gewerbeanmeldung vor. Von Interesse wäre auch zu erfahren, wie die Digitalministerin den umstrittenen Auftrag zur „energetischen Reinigung“ des Wiener Krankenhaus Nord oder die Energetiker-Beratung bei der Seestadt Aspern sieht – zumal auch sie einst „radiästhetische Untersuchungen mit Rute, Pendel“ als auch „Wahrnehmung raumenergetischer Phänomene mit und ohne Geräteunterstützung, durch Berücksichtigung von Planetenkonstellationen und lunaren Energien“ anbieten wollte.

Schramböck soll in der Vergangenheit ihre Büros nach der taoistischen Feng Shui-Harmonielehre umgestaltet und ausgerichtet haben, was ihre Sprecherin weder bestätigen noch dementieren will. Ihr Ministerbüro im ehemaligen k.-u.-k. Kriegsministerium hat sie aber nicht verändert oder energetisch prüfen lassen, so ihre Mediensprecherin. Einzig die Gemälde habe die Hobbymalerin austauschen lassen.

Anfrage an alle Minister

Neos-Wissenschaftssprecherin Claudia Gamon will nun Licht ins esoterische Dunkel bringen und initiiert parlamentarische Anfragen an Schramböck und alle anderen Minister. Darin zitiert sie den Evolutionsbiologen Richard Dawkins, der Esoterik „pseudowissenschaftliche Scharlatanerie“ nennt. „Dawkins ’Prinzipien von Ehrlichkeit und Vernunft’ gelten selbstredend auch für den Umgang mit dem Geld der Steuerzahlerinnen“, so Gamon. Die Neos-Abgeordnete will wissen, ob die Minister für ihre Büros seit dem Amtsantritt vor 100 Tagen „Dienstleistungen aus dem Bereich der „Kinesiolegie“/ „Energetikberatung“/ „Energiearbeit“/ „Energetik“/ „Humanenergetik“ in Anspruch genommen haben?

Gefragt wird weiter, welche Methoden der „Energetikberatung“ zur Anwendung gekommen sind – und ob das Steuergeld gekostet hat.

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