Warum Frauen deutlich weniger Pension bekommen als Männer

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Die durchschnittliche Pensionshöhe der Frauen ist in Österreich um 39,7 Prozent niedriger als jene der Männer. Woran das liegt, wie diese Lücke verkleinert werden könnte und was die Politik vorhat.

Er ist erstmals unter 40 Prozent gefallen, allerdings nach wie vor hoch: Der Gap, zu Deutsch „die Lücke“, zwischen der durchschnittlichen monatlichen Bruttopension von Frauen und Männern in Österreich. Heuer beträgt er 39,7 Prozent, der sogenannte „Equal Pension Day“ fällt somit auf den 7. August. An diesem Tag haben die Männer so viel Pension erhalten, wie die Frauen zum Jahresende.

Laut der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) und des Frauenservice (MA 57) der Stadt Wien liegt die durchschnittliche Bruttopension der Frauen derzeit bei 1.527 Euro pro Monat, jene der Männer bei 2.535 Euro. Laut einer Berechnung des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts entgehen Frauen damit in ihrem gesamten Pensionsleben gegenüber den Männern 204.000 Euro.

Was ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt und wie die Lücke verkleinert werden könnte – die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie haben sich die Zahlen in den vergangenen Jahren entwickelt?

„Die Lücke wird immer als immens groß dargestellt. Das stimmt zwar grundsätzlich noch, über die Jahre ist sie aber deutlich geschrumpft“, sagt Ökonomin Carmen Treml vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria. Bei den Neupensionierungen lag der Gap 2024 bei 33,9 Prozent – also sechs Prozent unter dem Gesamtwert. Er sinkt seit 2020 stetig.

Gender Pension Gap

Warum ist der Unterschied weiterhin so groß?

Wesentliche Punkte sind Gehaltsunterschiede, die hohe Teilzeitquote der Frauen – im Vorjahr lag diese bei 52 Prozent – und deren niedrigeres Pensionsantrittsalter. Das gesetzliche Pensionsalter der Frauen wird bekanntlich bis 2033 auf 65 Jahre, also den Wert der Männer, angehoben. Was aus Tremls Sicht die Lücke relativiert: Frauen sind derzeit 26,2 Jahre, also deutlich länger als Männer (21 Jahre), in Pension. Sie beziehen also monatlich weniger Pension, diese im Schnitt aber fünf Jahre länger.

Fast dreißig Jahre in Pension

Wie schneidet Österreich im EU-Vergleich ab?

Schlecht. Laut Eurostat ist der Gap nur in den Niederlanden und Malta noch größer.

Wie schneiden die jeweiligen Bundesländer ab?

Auch hier gibt es deutliche Unterschiede. In Wien findet der „Equal Pension Day“ erst am 19. September statt, danach folgen Kärnten und Niederösterreich. Schlusslicht ist Vorarlberg, wo er heuer auf den 13. Juli fiel.

Welche Gegenmaßnahmen gäbe es? 

Das Momentum Institut plädiert für ein Paket, in dem Niedriglohnbranchen und systemrelevante Arbeit aufgewertet werden. Zudem plädiert es für eine bessere Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten für die Pension, verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Treml plädiert wiederum auf mehr Eigenverantwortung: „Die Möglichkeit, über das gesetzliche Pensionsalter hinaus zu arbeiten, wird hauptsächlich von Frauen genutzt“, sagt Treml. 

Allerdings viel zu selten: Nur 2.700 Frauen hätten 2024 die vollen drei Jahre im Pensionskorridor ausgereizt. Die Agenda Austria plädiert für eine Steuerreform, die Vollzeitarbeit attraktiviert und einen Ausbau der Kinderbetreuung. Trotz aller Anreize: Mit Blick auf die dominanten Rollen- und Familienbilder in Österreich sei ein Gender Pension Gap von null Prozent „illusorisch“, so Treml.

Was plant die Politik?

Die Bundesregierung verweist auf ihr Programm. Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) meint gegenüber Ö1, die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz bis Mitte 2026 sei ein wichtiger Schritt: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter will Maßnahmen setzen, um die Kinderbetreuungsmöglichkeiten auszubauen und die Teilzeitquote senken. 

Rosa Ecker, Frauensprecherin der FPÖ, fordert, dass Kinderbetreuung und Pflegearbeit im Pensionssystem stärker gefördert werden. Die anrechenbare Pensionszeit der Mütter und auch die Löhne im Niedriglohnbereich müssten steigen. Meri Disoski (Grüne) hält unter anderem einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für wesentlich-

Sind Frauen auch eher armutsgefährdet?

Gemessen am Haushaltseinkommen gelten rund 20 Prozent der Frauen ab 65 Jahren als armutsgefährdet – und 13 Prozent der Männer.

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