Kleine Pension, arme Frau? So einfach ist das nicht

Ältere Frau hält Münze und Geldtassche
Die Tatsache, dass Frauen weiterhin deutlich weniger Pension erhalten als Männer, hat nur am Rande etwas mit Armut zu tun.
Michael Hammerl

Michael Hammerl

Nicht hinter jeder kleinen Pension steht ein armer Mensch.“ Dieser weise Satz stammt von Walter Pöltner, ehemaliger Chef der Alterssicherungskommission. Ist es zynisch, ihn

ausgerechnet vor dem „Equal Pension Day“, heuer dem 7. August, aus der Mottenkiste zu holen? Also an jenem Tag, an dem Männer durchschnittlich bereits so viel Pension bezogen haben, wie die Frauen über das gesamte Jahr? Vielleicht. Für den Kontext ist er dennoch wichtig: Viele Frauen in Österreich, die eine dreistellige Pension beziehen, sind dank der Ruhegenüsse des Ehegatten alles andere als „arm“.

Und nein: Diese Feststellung soll den Umstand, dass Frauen 39,7 Prozent weniger Bruttopension als Männer erhalten, nicht ins Lächerliche ziehen. Zwar wird diese Lücke bei den Neuzugängen ins Pensionssystem kleiner. Doch sie schrumpft zu langsam. Wo kann, wo soll die Politik ansetzen? Es gibt ein Bündel an Vorschlägen. Seien es bessere Möglichkeiten, Kindererziehungszeiten für die Pension anzurechnen. Sei es der Ausbau der Kinderbetreuung im ländlichen Raum. Sei es die steuerliche Begünstigung von Vollzeitarbeit. In all diesen Bereichen hat Österreich Aufholbedarf.

Die Pensionslücke gänzlich zu schließen, ist allerdings unrealistisch. Dafür spielen traditionelle Familienbilder immer noch eine zu große Rolle. Frauen schultern in Österreich nach wie vor die Kinderbetreuung. Deshalb liegt ihre Teilzeitquote auch bei 52 und jene der Männer bei 13 Prozent. Gerechtigkeitsfördernde Modelle, wie das freiwillige Pensionssplitting, nehmen bisher nur wenige Eltern an.

All das hat aber, und hier verwässern politische Akteure die Debatte gerne, reichlich wenig mit Armut zu tun. Langfristig problematisch ist Teilzeit, die über die Sorgearbeit hinausreicht, und natürlich Arbeitslosigkeit. Vielen Betroffenen wird das erst kurz vor dem Pensionsantritt bewusst. Und ja, statistisch sind über 65-jährige Frauen etwas häufiger armutsgefährdet.

Für genau jene Fälle hat Österreich in den vergangenen Jahren besonders oft niedrige Pensionen über der Inflationsrate angehoben. Selbiges gilt für die Ausgleichzulage, das letzte Auffangnetz. 1.386 Euro monatlich und eine Befreiung von der Rezeptgebühr sind nicht üppig, im internationalen Vergleich aber ein hoher Mindeststandard.

Mehr geht sich einfach nicht mehr aus. Es liegt auch nicht in der Verantwortung der Politik, mündigen Menschen im Nachgang eine schlechte Lebensplanung zu kompensieren. Schon alleine vor dem Hintergrund, dass bald jeder dritte eingenommene Euro in die Stützung des Pensionssystems fließen wird. Apropos Fairness: Das schmälert jetzt schon den Spielraum, um Steuern zu senken oder die Kinderbetreuung auszubauen.

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