Studie: Was dazu führt, dass sich Menschen einsam fühlen

Eine nachdenkliche Person sitzt auf einem Sofa mit Schal, im Hintergrund steht ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Laut Studie sind fast zwei Millionen betroffen. Wer krank ist, allein und in der Stadt lebt, ist öfter betroffen. Soziale Medien erhöhen die Frustration.

In Österreich sind viele Menschen einsam. Sehr viele sogar. Rund 1,8 Millionen Menschen zwischen 18 und 74 Jahren haben sich in der jüngeren Vergangenheit, konkret im zweiten Quartal 2025, "zumindest gelegentlich einsam gefühlt"; acht Prozent aller Österreicher fühlen sich "immer" oder "meistens" allein.

"Einsamkeit ist ein Massenphänomen", sagt Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ). Und das gelte es zu adressieren und dagegen zu arbeiten. 

Die Statistik Austria hat im Auftrag des Ministeriums die Studie "So geht's uns heute" erstellt. Und sie liefert die empirische Basis, die bisweilen überrascht.

So ist Einsamkeit nicht allein ein Phänomen bei alleinstehenden oder älteren Menschen, sondern in zunehmendem Maße auch bei Jugendlichen. In der Altersgruppe 18 bis 34 Jahre berichteten 12 Prozent, sie hätten sich in den vergangenen vier Wochen "immer" oder "meistens" einsam gefühlt – deutlich mehr als bei den über 65-Jährigen (5 Prozent). 

Einen nicht zu unterschätzenden Faktor bilden hierbei die Sozialen Medien. "Sie erhöhen die Einsamkeit", sagt Schumann. Das glitzernde Leben, das durch TikTok oder Instagram vermittelt werde, sei vielfach eine Illusion. Und das wiederum frustriere junge Menschen, deren Alltag und Leben eben nicht so unbeschwert und glamourös seien, wie es die Sozialen Medien fälschlicherweise vermitteln.

"Einsamkeit macht krank", sagt Ministerin Schumann. "Sie ist gesundheitlich so schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag." Mit der Initiative gegen Einsamkeit setze man einen klaren politischen Schwerpunkt – gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern. "Wir investieren gezielt in Projekte, die Menschen zusammenbringen – quer durch Generationen und Bundesländer."

Was sind die konkreten Faktoren für das Gefühl der Einsamkeit?

  • Krankheit: Personen mit chronischen Einschränkungen gaben in der Befragung doppelt so häufig an, sich in den vergangenen vier Wochen "immer" oder "meistens" einsam gefühlt zu haben (13 Prozent bei Erkrankten, Personen ohne Einschränkungen: 6 Prozent).
     
  • Die Stadt: In urbanen Gemeinden geben elf Prozent an, sich "immer" oder "meistens" einsam zu fühlen, am Land sind es demgegenüber sechs Prozent.
     
  • Die Art zu leben: Alleinlebende (19 Prozent) und Alleinerziehende (12 Prozent) sind überdurchschnittlich oft von Einsamkeit betroffen.
     
  • Die Heimat: Im Ausland Geborene berichteten häufiger von Einsamkeit (13 Prozent) als in Österreich Geborene (6 Prozent).
     
  • Das Konto: Finanzielle Schwierigkeiten sind ein zentraler Risikofaktor: Personen aus Haushalten mit Arbeitslosigkeit (17 Prozent) oder niedrigem Einkommen (16 Prozent) fühlen sich deutlich häufiger einsam. Auch Personen, die von materieller Benachteiligung betroffen sind, berichteten deutlich häufiger von Einsamkeit als die Gesamtbevölkerung.
     
  • Hohes Alter: Bei den über 80-Jährigen geben 28 Prozent an, sich "häufig" oder "manchmal" einsam zu fühlen; das Gefühl fehlender Gesellschaft betrifft 45 Prozent dieser Altersgruppe.

Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes, plädiert deshalb für die besondere Förderung von Vereinen und Pensionistenorganisationen. "Wir wissen aus anderen Studien, dass die Teilnahme an Aktivitäten in Pensionistenorganisationen im Durchschnitt ein halbes Lebensjahr bringen." Soziale Interaktion, Regelmäßigkeit und die Aussicht, sich auf etwas - nämlich Aktivitäten mit anderen - freuen zu können, seien lebensverlängernd. 

Schon kleine Gesten, sagt Gerstorfer, könnten das Miteinander verbessern und einsamen Menschen helfen. Etwa, indem man Menschen, die allein sind, anspricht oder ihnen zuhört. Auch beim Hand-Geben zeige sich mitunter die Einsamkeit. "Wenn jemand nicht mehr loslässt, ist das ein Zeichen dafür dass jemand Nähe sucht." 

Sie, Gerstorfer, habe als Politikerin (Gerstorfer war Landesrätin und SPÖ-Chefin in OÖ, Anm.) nicht selten dieses Gefühl gespürt. "Manchen hältst du dann auch zehn Minuten die Hand."

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