Einmal Hamburg und zurück, Luxusabteil oder Kapselbett

Wenn ein Zug langsam anrollt, und den Bahnhof verlässt, und die Tonleiter über zwei Oktaven erklingt, ist das (für mich) noch immer aufregend. Die Räder meines Zuges sitzen fest auf den Schienen, und sie führen überall hin: Lissabon, Oslo, Messina, Kiew. Oder eben Hamburg.
Die Bundesbahnen haben zu einer Zugstaufe samt Workshop eingeladen, es geht um die neue Taurus-Lok „City of Hamburg“, und das passiert mit Hamburgs Erstem Oberbürgermeister Peter Tschentscher – und in Hamburg.

Meine Kollegen schütteln wieder einmal den Kopf, als ich ihnen erzähle, dass ich Sonntagabend den Nightjet in Wien nach Hamburg besteige, nur um am nächsten Abend wieder mit dem Nightjet nach Wien und in die Redaktion zu fahren.
Die Reise hatte aber eine Fußnote: Hin darf ich im „Schlafwagen comfort plus“ fahren, also im Nobelabteil mit zwei Stockbetten, Toilette, Dusche und Waschbecken. Und zurück ging es in einer der neuen Mini Cabins. Also zuerst das Dolce Vita-Luxusabteil: Bis zu drei Personen finden hier Platz, dafür muss aber der Tisch versenkt werden und die Polster als Matratze herhalten. Angenehmer ist es alleine oder zu zweit.
Zwei gut zugängliche Stockbetten, Stromstecker, USB-Stecker, Licht kann nach Wunsch gedimmt werden, à la carte speisen ist möglich, und das Abteil kann mit einer Karte genau wie in einem Hotel versperrt und geöffnet werden. Handtücher werden bereitgestellt, sogar Ohropax. Bett, Decke und Polster sind bezogen.

Die morgendliche Dusche klappt gut, auch wenn die Duschkabine die kleinstmöglich vertretbare Version ist. Also zu meckern gibt es da echt nichts. Außer vielleicht, dass weder der Kaffee noch die gummiartigen „Brötchen“ vom À la carte-Frühstück gut waren, um höflich zu bleiben.
In Hamburg war ich kürzlich mit der Familie, also konnte ich untertags auch jene Sachen anschauen, die meine Mädels nicht so ansprechend fanden: Das sowjetische U-Boot U-343 im Hamburger Hafen aus den 1970er-Jahren. Da wusste ich noch nicht, dass mich das Museumsschiff Demut und Bescheidenheit lehren wird für meine Rückreise, wie die Seeleute in den winzigen U-Bootkojen auf unglaublich winzigen Brettern über Monate auf See schlafen konnten.

Ein Kokon
Also zurück zum Zug und hinein in die brandneuen Mini Cabins der neuen Nightjet-Generation. Die Bahn bewirbt das „neuartige Cocoon-Konzept für Singles oder Paare“, und folgt damit eigentlich nur einem asiatischen Trend der „Micropod hotels“. Die Mini Cabin ist eine versperrbare Röhre, 1,88 m lang, 63 cm breit und 98 cm hoch, man kann also aufrecht sitzen.
Die Ausstattung ist angemessen komfortabel, es gibt draußen eigene versperrbare Fächer für Schuhe und Flugzeug-Handgepäck (40 x 55 x 23 cm), drinnen sind alle Stecker und USB-Anschlüsse, das Licht kann man dimmen, aus einem winzigen Fenster schauen, und wenn man zu zweit reist, kann man die kleine Schiebetüre am verbreiterten Kopfende öffnen. Ich reiste ja allein, aber Schmusen wär ganz sicher nicht gegangen.
Die Herausforderung war anfangs, das Leintuch auf der Matratze auszubreiten, sonst war – dank der Höhe der Cabin und der Möglichkeit, aufrecht zu sitzen, samt verschiebbarem Tisch – die Nacht in der kleinen Kapsel halbwegs machbar.
Eingeschränkt
Schwierig fand ich nur die deutlich eingeschränkte Waschmöglichkeit mit einem in die Wand versenkten Waschbecken und zögerlich funktionierenden Touch-Knöpfen für Föhn und Wasser. Ich musste ja zurück in die Redaktion, ungewaschen mag ich das nicht.
Aber gut, dafür kommt man um 60 Euro über Nacht von Wien nach Hamburg oder eben andersrum. Für den Preis war die Komforteinschränkung dann doch bewältigbar.
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