Ein Riese im Mega-Ministerium

Heinz Faßmann
Viel Reformbedarf in Kindergärten, Schulen und Unis.

Heinz Faßmann als neuer Bundesminister für Kindergärten, Bildung und Wissenschaft macht durchaus Sinn, obwohl die Nominierung des 62-Jährigen auf den ersten Blick sehr fragwürdig erscheint. Denn Faßmann ist zuerst einmal Vizerektor der Uni Wien und Professor für Raumforschung und Anthropogeographie, der "Wissenschaft über die räumliche Organisation menschlichen Handelns". Konkret begeisterte sich der gebürtige Düsseldorfer an der Uni für das Thema Migration und Stadtentwicklung.

Bekannt ist Faßmann schon eher als Mitglied des Expertenbeirats für Migration im Außenministerium, dem er seit der Gründung 2010 als Vorsitzender angehört. In dieser Funktion lernte er auch Sebastian Kurz kennen, der Faßmann offenbar vertraut und ihm sehr viel zutraut.

Aber wie passt seine Karriere zum Superministerium Bildung? Österreichs Probleme im Bildungsbereich sind zum Großteil einer nicht funktionierenden Integrationspolitik geschuldet. Wenn in Wien mehr als 70 Prozent der Kinder in den Hauptschulen und schon über 50 Prozent der Kinder in den Volksschulen daheim kein Deutsch sprechen, und offenbar zu wenig unternommen wurde, um die daraus resultierenden Probleme in den Griff zu bekommen, könnte ein Uni-Professor mit Sachkenntnis über Lehre und Migration hilfreich sein.

Faßmann wirkt im direkten Gespräch besonnen und ruhig, nicht untypisch für sehr große Männer (er misst 2,07 Meter). Er ist kein Mann der schnellen Hüftschüsse, was im Bildungsbereich auch wenig sinnvoll wäre, da Reformen oft erst nach Jahrzehnten Wirkung zeigen. Allerdings: Bisher musste er als Experte nur beraten, jetzt muss er politisch entscheiden: So muss er sofort Verhandlungen mit den neun Bundesländern wegen der Übernahme der Kindergartenagenden hin zum Bund aufnehmen. Und Geld im teuren System freischaufeln kann er nur, wenn unangenehme Reformen beschlossen werden. Daran wird er zu messen sein.

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