Ein Mahnmal an gestern hat ein Gesicht von heute
Für 24 Stunden ist alles anders. Wegen Kriegsflüchtlingen. Wegen eines Fotos. Die Installation von Ruth Beckermann bei Alfred Hrdlickas "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" in der Wiener Innenstadt zeigt seit 12. März bewegte wie bewegende Bilder über die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Am 12. März 1938 schrubbten Juden den Gehsteig, schauten Antisemiten lachend bei den "Reibpartien" zu. Ab Donnerstagabend werden diese Bilder in der Installation am Wiener Albertina-Platz durch eine aktuelle Aufnahme ersetzt. Einen Tag lang zeigt die Installation eine Momentaufnahme von syrischen Flüchtlingen: Die Ankunft von Asylwerbern nach monatelanger Flucht am 3. Juni in Wien-Erdberg. Mit auf dem Bild protestierende FPÖ-Sympathisanten vor einem Asylwerberquartier. Es ist jenes Bild von KURIER-Fotograf Christandl, das jüngst in den sozialen Medien die Gemüter erregte – und von dem FPÖ-Chef Strache fälschlicherweise behauptete, es sei "organisiert" worden. Das Foto, das den Syrer Ziad und seinen vierjährigen Sohn Mahmoud zeigt, ist einmal im Original in Farbe zu sehen – und einmal bewusst verfremdet in Schwarz-Weiß. Ab Freitagabend erinnern allein die bedrückenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen der "Reibpartie" an 1938 .
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