Wildwuchs in Österreich: So viel Steuergeld kosten Orden und Ehrungen

Großer Tiroler Adler-Orden
Österreich ist ein Land der Orden und Titel. Allein in Tirol haben Auszeichnungen samt Galas 2024 rund 900.000 Euro gekostet.

Anerkennung ist ein hohes Gut. Und sie hat für den, der sie erteilt, auch noch den Vorteil, dass sie nicht einmal etwas kostet. Theoretisch zumindest. Denn wenn die öffentliche Hand in die Schatulle mit Orden, Preisen und Ehrenzeichen greift, dann fließen in Summe doch recht beträchtliche Steuergelder

Das zeigt eine exemplarische KURIER-Anfrage an das Land Tirol, in dem es – wie in vielen anderen Bundesländern auch – einen regelrechten Wildwuchs an Würdigungen gibt.

Die Beantwortung hat mehrere Wochen gedauert. Kein Wunder. Denn einerseits ist praktisch jedes Regierungsressort Verleiher eines oder mehrerer Preise. Und andererseits richtete das Land alleine 2024 27 Veranstaltungen mit Preisregen aus. Die Kosten dafür – von der Saalmiete bis zum Catering – beliefen sich in einem Jahr auf 588.000 Euro.

Von zwölf bis 1.300 Euro

Dazu kommen noch die Kosten für die Auszeichnungen selbst. „Die Stückpreise für Medaillen, Pokale, Ehrenzeichen und Ähnliches unterscheiden sich“, heißt es vom Land.

Großer Tiroler Adler-Orden

Im Mai erhielt unter anderem Schauspiel-Legende Klaus Maria Brandauer von Landeshauptmann Anton Mattle den "großen Tiroler Adler-Orden"

Sie liegen zwischen zwölf Euro – zum Beispiel für eine Erinnerungsmedaille für Katastrophenhelfer – und 1.300 Euro für eine Erbhoftafel. Die erhalten Bauern, die einen Betrieb führen, der seit mindestens 200 Jahren in Familienbesitz ist.

Gemeinsam mit diversen Geld-Förderpreisen, die es unter anderem für Künstler oder Wissenschafter gibt, kommen so noch einmal rund 300.000 Euro zusammen. Macht alleine für das Land Tirol rund 900.000 Euro pro Jahr.

Wie bei jeder Gebietskörperschaft in Österreich besteht in Zeiten der großen Budgetkrise auch für Tirol ein Sparzwang. So sollen etwa Förderungen um 15 Prozent gekürzt werden. Einschnitte werden unter anderem im Sozialbereich befürchtet.

Jeden Cent umdrehen

Eine Episode der jüngeren Zeit zeigt, dass ÖVP-Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle seine Regierungsmitglieder und den Beamtenapparat durchaus angehalten hat, auch bei vermeintlichem Kleinvieh auszumisten

„Jetzt machen sie ernst und nehmen uns auch noch die Stehkalender weg“, kommentierte ein Landesbediensteter im Mai scherzhaft ein Rundmail, in dem es hieß: „Aufgrund der Einsparungsmaßnahmen gibt es für das nächste Jahr keine Land Tirol Kalender mehr“.

Bei den Ehrungen sieht Mattle hingegen kein Einsparpotenzial: „Ich finde, wenn Menschen ein Leben lang ehrenamtlich gearbeitet haben, dann hat es auch monetär einen derart großen Mehrwert, dass man solche Auszeichnungen schon verleihen sollte.“ 

Anerkennung für Einsatzkräfte und Sportfunktionäre

An anderen Stellen arbeite man hingegen sehr wohl intensiv daran, im Repräsentationswesen einzusparen. Tatsächlich fallen sehr viele Würdigungen Ehrenamtlichen zu. So gibt es etwa Abzeichen für Sportfunktionäre oder Medaillen für langjährige Tätigkeiten im Feuerwehr- und Rettungswesen. 

Aber der mit der Gießkanne verteilte Preisregen hat über die Jahrzehnte hinweg immer breiter zu streuen begonnen. In den diversen Regierungsbüros soll bei anstehenden Ehrungen, die zum Teil alljährlich und zum Teil alle zwei Jahre stattfinden, mitunter bei der Suche nach passenden Würdenträgern durchaus Hektik ausbrechen. 

Da werden etwa Tourismusbetriebe ausgezeichnet, es gilt aber auch „Tourismuspioniere“ – einer von vielen Preisen, die in der Ära von Mattles Vorgänger Günther Platter neue geschaffen wurden – auszuzeichnen.

Glanz für alle

Tiroler, die sich durch „hervorragendes öffentliches und privates Wirken zum Wohle des Landes“ hervorgetan haben, dürfen sich Chancen auf das „Ehrenzeichen das Landes Tirol“ ausrechnen, das es gleich in mehreren Abstufungen gibt. Für „Nicht-Tiroler“, die dem Land „in tiefer Freundschaft verbunden“ sind, sind diverse Adler-Orden reserviert.

Den „großen“ erhielt etwa im heurigen Mai Schauspiel-Legende Klaus Maria Brandauer oder „für ihr Wirken um die heimische Sportlandschaft“ die seit knapp vier Jahren amtierende ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober

Preise lassen nicht nur die Ausgezeichneten strahlen, ein wenig Glanz fällt auch auf die Politiker, die diese Ehrungen verteilen. Das mag ein Mitgrund sein, dass es einen derart großen Strauß an Orden, Preisen und Ehrenzeichen gibt.

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