Duell um Innsbruck: Grüne Hoffnung auf Stadtchef
Der Jubel bei Christine Oppitz-Plörer war am Sonntagabend vor zwei Wochen groß. Es schien, als hätte sie gerade ihr Amt als Bürgermeisterin erfolgreich verteidigt. Dabei war der 49-Jährigen nur der Einzug in die Stichwahl gelungen – mit knappem Vorsprung auf FPÖ-Kandidat Rudi Federspiel und mit Respektabstand von fast sechs Prozent auf den grünen Herausforderer Georg Willi. Der ging mit 30,9 Prozent als Sieger aus dem ersten Durchgang hervor und überstrahlte sogar das Ergebnis seiner Partei, die mit fast einem Viertel der Stimmen stärkste Fraktion im Gemeinderat wurde.
Am Freitag starteten die beiden Kontrahenten in das Finish ihres Wahlmarathons. Georg Willi ging einmal mehr, wie sooft in den vergangenen Wochen, mit dem Rad auf Stimmenfang. „Ich sehe immer noch eine gewisse Wechselstimmung. Ich weiß aber nicht, ob sie reicht“, sagt der 58-Jährige. Der Inbegriff des bürgerlichen Grünen hat sich durch seinen Etappenerfolg zu einem Hoffnungsträger für die arg angeschlagene Öko-Partei gemausert. Geht er am Sonntag als Erster durchs Ziel, wäre das eine Sensation. Der Innsbrucker mit rund 30 Jahren Polit-Erfahrung wäre dann das erste grüne Stadtoberhaupt Österreichs.
Der Ausgang ist freilich völlig offen. Es dürfte eine denkbar knappes Rennen werden. Das sieht auch Oppitz-Plörer so. „Es ist durchaus spannend und ganz schwer einzuschätzen. Die Zuversicht ist aber groß“, erklärte die Amtsträgerin Freitagmittag vor Journalisten zu ihren Chancen befragt. Sie musste den Bürgermeistersessel bereits 2012 in einer Stichwahl verteidigen. Das damalige Duell war gewissermaßen ein schwarz-schwarzes. Die ÖVP hatte Oppitz-Plörer einen einstigen Parteirivalen als Gegner vor die Nase gesetzt. Die Liste der liberalen Bürgerlichen wurde durch den folgenden Streit de facto zu einer echten VP-Abspaltung. 1994 hatte Herwig van Staa Für Innsbruck gegründet und der Partei einen gelben Anstrich verpasst – Türkis lässt grüßen. Vom Bürgermeister stieg er später trotzdem problemlos zum VP-Landeshauptmann auf.
Christlich-sozial gegen öko-sozial
Unter Oppitz-Plörer könnte eine bürgerliche Bastion fallen. In den vergangenen Jahren schaffte die Chefin einer Vierer-Koalition mit Grünen, ÖVP und SPÖ einen weltanschaulichen Spagat. So warf sie 2013 schlagende Burschenschafter aus der Messe oder setzte im Zuge der Flüchtlingsquartierkrise ab 2015 auf pragmatische Hilfe. Unter der Bürgermeisterin wurden aber auch eine Reihe von Verboten mit FPÖ-Beihilfe erlassen – darunter etwa Bettel- und Nächtigungsverbote für die Innenstadt.
Ideologisch sind die Gräben zwischen Oppitz-Plörer und Willi aber weitestgehend keine tiefen. Christlich-sozial trifft auf öko-sozial. Der grüne Kirchenchor-Leiter Georg Willi möchte der Bürgermeisterin aber nur zu gerne den Taktstock aus der Hand nehmen.
Christian Willim
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