Drei Jahre nach Ibiza: Strache und Gudenus sprechen wieder miteinander
Knapp drei Jahre herrschte Funkstille zwischen den beiden im Ibiza-Video gescheiterten Ex-FPÖ-Politikern. Jetzt reden Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus wieder miteinander. Bei einem ersten gemeinsamen Interview, das am Dienstagabend (20:15 Uhr, Puls 24) ausgestrahlt wird, sagte Strache, man treffe sich wieder: Es sei wichtig, das Erlebte "gemeinsam aufzuarbeiten".
Nach seinem Rücktritt als Vizekanzler und FPÖ-Chef habe er den Kontakt zu Gudenus abgebrochen, sagte Strache in dem vorab aufgezeichneten Gespräch. Er habe gegenüber seinem ehemaligen Freund und ehemals engem Vertrauten „völliges Misstrauen“ aufgebaut. Er habe im Nachhinein erfahren, dass Gudenus schon vor dem Abend in der Finca Kontakt mit dem Drahtzieher des Videos, Julian Hessenthaler, gehabt hatte. Außerdem habe ihm Gudenus den mittlerweile u.a. wegen Kokainhandels nicht rechtskräftig verurteilten Hessenthaler als „Herr Thaler“ vorgestellt, was sein Misstrauen weiter geschürt habe.
Opferrolle
Gudenus rechtfertigte das gegenüber seinem ehemaligen Parteichef damit, Hessenthaler sei zu diesem Zeitpunkt für ihn noch „der Herr Thaler“ gewesen. Die Ersteller des Videos hätten den Abend natürlich lange vorgeplant. „Sie haben mich als Vehikel genutzt, um an ihn (Strache, Anm.) heranzukommen“, sah sich auch Gudenus als Opfer.
Inwiefern die Aussprache der Freiheitlichen fortgeschritten ist, wurde im knapp einstündigen Interview nicht ganz klar: „Das war, ist, war - glaube ich - seine Meinung“, sagte Gudenus zu dem von Strache geäußertem Misstrauen seiner Person gegenüber. „Wir hatten mittlerweile in einigen Gesprächen schon einiges aufklären können.“ Auch Strache bestätigte, dass es in jüngster Zeit Gespräche gab: „Ja, wir treffen einander, wir reden über das. Wir sind sozusagen 32 Jahre lang befreundet gewesen und - letztlich - hatten ein enges Naheverhältnis. Ich glaube, trotz der Entwicklung, die wir erlebt haben, ist es wichtig, das auch gemeinsam miteinander aufzuarbeiten“, so Strache.
Der Ex-Vizekanzler zeigte wenig Einsicht, bei dem Treffen mit der vermeintlichen Oligarchennichte politisch Verwerfliches gesagt zu haben: Das, was an „Peinlichkeiten“ passiert sei, habe er drei Jahre lang „aufgearbeitet“, so Strache, der einmal mehr einen „Gesinnungsjournalismus“ der Medien anprangerte. Wenn man die sieben Stunden des gesamten Videos „im Gesamtkontext“ sehe, dann sei klar - „auch durch Behörden bestätigt“: „Es gibt in dem Video keinen korruptiven Akt.“
Dass er damals Umgehungsstrukturen skizziert hatte, um Spenden am Rechnungshof vorbei zu schleusen, wollte Strache neuerlich nicht so stehen lassen: „Es haben Unternehmer aufgrund von Inhalten, die sie unterstützen wollten, an Vereine gespendet.“ Dies sei legitim, solange es nicht einer Partei zu gute kommt. Auch Gudenus betonte, alle Verfahren seien eingestellt, „die Vorwürfe betreffen, wir hätten vorbeigeschleust“.
Sowohl Strache als auch Gudenus kritisierten die Vorgänge der jüngeren Zeit unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) - es sei mit „unterschiedlichem Maß“ gemessen worden, so Strache. Er habe sich damals nach Ibiza entschuldigt und sei zurückgetreten. Als es dann zu Ermittlungen u.a. gegen Kurz kam, habe er aber die Worte des Bundespräsidenten vermisst, so der Ex-FPÖ-Chef. Bei Kurz und Ex-Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sei das „moralische Maß“ „ein anderes“ gewesen.
Kokain
„Enttäuscht“ sei er gewesen, als er vom Kokain-Konsum seines engen Weggefährten Gudenus erfahren hatte, sagte Strache. Hätte er davon gewusst, dann hätte er ihm damals geholfen, meinte er. An besagtem Abend sei jedenfalls nichts konsumiert worden. Gudenus betonte, er sei in diesem Zusammenhang nie erpresst worden - überdies sei das „Privatsache“ und „Schnee von gestern“, wiederholte er einmal mehr.
Noch härtere Kritik an den Medien übte Strache in einem von ihm selbst am Dienstag veröffentlichten Youtube-Video: Darin sprach er von einem „journalistischen Drecks-Video“, das „nicht im Sinne von Aufklärung veröffentlicht wurde, sondern im Sinne von manipulativen Zusammenschnitten“. Man habe Aussagen von ihm und Gudenus „verkürzt“, um ein „bewusst manipulatives und falsche Bild“ in der Öffentlichkeit zu hinterlassen - und „eine Regierung zum Fall zu bringen, einen Putsch im wahrsten Sinne des Wortes mit diesem politisch motivierten Attentat an meiner Person auch sicherzustellen“. Das „Peinlichste“ an dem Abend sei seiner Ansicht nach „mit Sicherheit und mit Abstand das Leiberl, das ich getragen habe“ - dies werde er für einen guten Zweck versteigern lassen, sagte er.
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