„Niederträchtig": Scharfe Worte beim umstrittenen Dinghofer-Symposium
„Kein Platz für Antisemitismus“, ist auf dem Schild zu lesen, das Lukas Hammer in Händen hält. Der grüne Abgeordnete hatte sich vor dem Eingang des Theophil-Hansen-Saals postiert, in dem Dienstagabend das umstrittene und von Protesten begleitete Dinghofer-Symposium stattfinden sollte. Die Festgäste sollten sich von Hammers Aktion unbeeindruckt zeigen. Ebenso von den Protesten der Jüdischen Hochschülerschaft vor dem Parlament.
Die vom gleichnamigen FPÖ-nahen Institut initiierte Diskussionsveranstaltung stieß bereits im Vorfeld auf massive Kritik: War doch der deutschnationale Jurist und Politiker Franz Dinghofer (1873 bis 1956) NSDAP-Mitglied und bekennender Antisemit.
Das Parlament dürfe kein Platz für die Ehrung einer solchen Person sein, so namhafte Historiker. Für Kritik sorgt auch, dass mit Walter Rosenkranz (FPÖ) der Präsident des Nationalrats an der Veranstaltung teilnimmt. Ebenso, dass die Veranstaltung in zeitlicher Nähe zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 stattfindet. Auch hochrangige Politiker wie die beiden anderen Nationalratspräsidenten Peter Haubner (ÖVP) und Doris Bures (SPÖ) hatten sich gegen die Veranstaltung ausgesprochen.
Rund 100 Besucher
Vor den rund 100 Besuchern, darunter zahlreiche Burschenschafter und FPÖ-Politiker wie der stv. Klubdirektor Norbert Nemeth, rückten die Festredner zur Verteidigung Dinghofers aus.
Allen voran Rosenkranz: „Gedenkkultur ist gut. Zuletzt hat sich aber eine Erregungs- Skandalisierungs- und Unkultur eingeschlichen.“ Dabei könne man Dinghofer als Geburtshelfer der Ersten Republik bezeichnen. Als solcher werde er auch mit den beiden anderen Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung mit einer Gedenktafel am Parlament geehrt, die 1994 vom damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer (SPÖ) enthüllt wurde.
"15 Jahre kein Problem"
„Vor 15 Jahren hat das Symposium zum ersten Mal stattgefunden“, so Rosenkranz weiter. „Es war 15 Jahre kein Problem, mit mir als Präsident ist es jetzt ein Problem.“ Das Muster sei immer das gleiche: „Als Vorhut rücken Historiker aus, danach Kulturschaffende, die politisch engagiert sind, dann kommen die Politiker mit ihren journalistischen Milchschwestern und -brüdern.“
Proteste gegen das Dinghofer-Symposium vor dem Parlament
Dinghofer, so Rosenkranz, sei als Justizminister zurückgetreten, als es um die Auslieferung des Kommunisten und Juden Bela Kun nach Ungarn ging. „Wenn manche etwas von Haltung vorschwärmen, da können sie sich ein Eck abschneiden."
Zur Kritik, die Veranstaltung finde nahe am Gedenktag für die Pogromnacht statt, sagt Rosenkranz:. „Wir haben uns immer an den Tag der Ausrufung der Republik orientiert. Antisemitismus hat selbstverständlich in diesem Haus keinen Platz.“
Ähnlich auch Martin Graf, FPÖ-Abgeordneter und Präsident des Dinghofer-Instituts: „Von den Kritikern wird tendenziös ein verzerrtes Bild von Dinghofer gezeichnet. Wie er wollten damals auch die anderen Parteien einen Anschluss an Deutschland.“ Es gebe auch keinen Dokument, das seinen tatsächlichen Beitritt in die NSDAP belegen würde. Und es sei „niederträchtig und ehrabschneidend“, ihn als Antisemit zu bezeichnen, schließlich habe er freundschaftliche Beziehungen zu Juden gepflegt.
So auch der Festredner, Johannes Michael Rainer, Jurist und emeritierter Professor der Uni Salzburg: „Ein ehrbarer Bürger, Politiker und Beamter, der sich nicht mehr wehren kann, wird einfach dem Nationalsozialismus preisgegeben.“
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