Klimabericht: Die vier größten Gefahren, die Österreich drohen
Die Grazer Umweltökonomin Birgit Bednar-Friedl ist eine der Autorinnen des UN-Klimaberichts. Der KURIER sprach mit ihr nach Präsentation des neuesten Klimaberichts des Weltklimarates.
KURIER: Sie haben beim Klimabericht zu Europa mitgeforscht, was können Sie über die Auswirkungen für Österreich sagen?
Birgit Bednar-Friedl: Wir haben für Europa, und damit auch für Österreich, vier Risiken identifiziert. Erstens das Thema Hitze und damit die Gesundheit der Menschen und Ökosysteme. Der zweite Risikobereich ist die drohende Wasserknappheit. Das dritte ist die Überflutung, bei uns vor allem durch die Flüsse und Starkwetter-Ereignisse, wie wir das unlängst in Deutschland gesehen haben. Und viertens sehen wir große Risiken für die Landwirtschaft, deren Erträge durch Hitze und Dürren abnehmen werden. Das betrifft einerseits Aspekte in Österreich, andererseits sind wir etwa bei Nahrungsmitteln auf Importe angewiesen, und da sehen wir, dass sich Klimarisiken auch auf den Handel übertragen können. So sind wir auch indirekt von der Klimakrise betroffen.
Wie würde sich eine Wasserknappheit bei uns zeigen?
Das Thema ist natürlich im Mittelmeerraum ein viel größeres. Aber bei zunehmender Erwärmung verschieben sich die Zeiträume, in denen Niederschlag fällt. und insgesamt werden die Niederschlagsmengen in vielen Teilen Europas abnehmen. Gleichzeitig wird aber das Risiko von Starkregenereignissen aufgrund der Erwärmung zunehmen, es findet also auch eine Umverteilung der Niederschläge über das Jahr statt, die zu Problemen führen. Gerade die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft wird das betreffen, und alle Sektoren, die Wasser brauchen, sei es zur Kühlung als auch zur Versorgung der Bevölkerung. Das ist ein Thema, das uns in Zukunft treffen wird.
Der Bericht warnt auch vor schlechteren Ernteerträgen aufgrund der Klimakrise?
Vor allem bei einer Erwärmung über 1,5 °C ist das ein größer werdendes Thema, darunter kann es sogar günstige Effekte für manche Pflanzen geben. Aber über 1,5 °C wird es schwierig. Die zentrale Frage wird sein, wie wir mit der Wasserressource bestmöglich umgehen, weil viele Anpassungsstrategien an den Klimawandel wie etwa die Bewässerung eben viel Wasser benötigen wird.
Wann werden wir die Auswirkungen bei uns bemerken?
Das hängt von der Erwärmung ab. Bei 3 °C plus ist das jedenfalls der Fall, vieles wird aber schon bei einer Erwärmung über 2 °C spürbar werden. Wir müssen davon ausgehen, dass das ab Mitte dieses Jahrhunderts eintreten könnte.
Die Forschung sagt auch, bei gleichbleibenden Emissionen könnte noch vor 2030 das 1,5 °C-Ziel überschritten werden?
Die Zeit ist knapp. Es braucht sofortige Maßnahmen, um die Treibhausgase zu reduzieren, global, aber auch in Österreich.
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