Tatsächlich erinnern viele der Ratschläge vor allem an den sogenannten Ölpreisschock 1973. Auch in dieser außerordentlichen Rohstoff- und Teuerungskrise, ausgelöst durch einen Angriffskrieg mehrerer arabischer Länder im Nahen Osten, gab die Politik Ratschläge zum Konsumverzicht. Die Alltagstipps fielen mitunter sehr bodenständig, um nicht zu sagen banal aus. So empfahl SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky den österreichischen Männern, sich nass zu rasieren und dadurch Strom zu sparen: „Wer sich elektrisch rasiert, der sollte daran denken, dass es auch andere Rasierapparate gibt.“ Die ÖVP ätzte daraufhin, Kreisky solle gleich eine „Barttragepflicht“ einführen. Der Kanzler wollte den Rasier-Vorschlag später als Scherz verstanden wissen.
Ernst gemeint war hingegen der „Energieplan“ der damals allein regierenden SPÖ. Die Benzin- und Heizölpreise in Westeuropa waren exorbitant in die Höhe geklettert. Eine der Gegenmaßnahmen war, die Temperatur in allen Amtsräumen auf 20 Grad zu drosseln. Vor allem aber der sogenannte „autofreie Tag“. Jeder Pkw-Lenker war verpflichtet, das Auto mindestens einen Tag pro Woche stehen zu lassen. Dokumentiert wurde das mit einem Pickerl auf der Windschutzscheibe. Außerdem wurde auf Autobahnen, Bundes- und Landstraßen ein Tempolimit von 100 km/h eingeführt. Das Tempolimit sollte eine Treibstoffeinsparung in der Höhe von zehn Prozent bringen. Es wurde ein Jahr später, 1974, auf 130 km/h angehoben.
Die langlebigsten Maßnahmen, um Heizöl, Strom und Wasser zu sparen, sind heute noch in Kraft: die Energieferien und die Sommerzeit.
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