Deutlich weniger Bedarf an Deutschförderklassen als vermutet

Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache während eines Besuchs der Otto Glöckel Sportvolksschule im Rahmen der Best Practice Beispiele "Deutschförderklassen".
Statt der geschätzten 1.900 wird es nur rund 1.000 Klassen geben. Wien und der Bund einigten sich auf einen Kompromiss.

Kein Thema beschäftigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) seit Amtsantritt mehr als die umstrittenen Deutschförderklassen. Heftige Kritik hagelte es dabei von Schulen, Lehrern und der Gewerkschaft, auch die Wissenschaft äußerte große Bedenken an der Maßnahme. Im Bildungsministerium ist man nun bemüht, die Lage zu beschwichtigen. „Alles halb so wild und organisierbar“, heißt es, wie das Ö1 Morgenjournal am Dienstag berichtete.

Auch erste Zahlen zu den Deutschförderklassen wurden nun bekannt. So rechnet Minister Faßmann mit einem Bedarf von weniger als 1.000 Klassen. In einer ursprünglichen Schätzung war das Ministerium von rund 1.900 ausgegangen. Die tatsächlichen Zahlen in den einzelnen Bundesländern weichen aber teils stark von den Prognosen ab.

Prognosen zu hoch angesetzt

In Wien wird es, Stand jetzt, statt 600 Deutschförderklassen lediglich 300 geben, in Vorarlberg sind es neun statt 79, in Salzburg 27 statt 93. Aus dem Ministerium heißt es, dass einerseits die Prognosen zu hoch gewesen seien und durch die gesunkene Migration weniger Schüler, die für Deutschförderklassen in Frage kommen an den Schulen seien. Hatten die Schulen ursprünglich starke Zweifel an der Umsetzung der Maßnahme geäußert, dürften die geringeren Zahlen der Kritik nun etwas Wind aus den Segeln nehmen.

Vor allem in Wien, wo der Anteil an Schülern mit nicht-deutscher Muttersprache am höchsten ist, gab es in den letzten Wochen heftigen Widerstand gegen die Einführung der Deutschklassen. Hier habe man sich nun mit dem Ministerium auf einen Kompromiss geeinigt.

So zieht Wien das Auslösen des Konsultationsmechanismus zurück, wonach der Bund die Mehrkosten für die Klassen tragen hätte müssen. Im Gegenzug wird bei Schulen, in denen die Umsetzung der Deutschförderklassen aus organisatorischen oder strukturellen Gründen nicht möglich ist, eine Ausnahme gemacht. Ihnen bleibt die Schulautonomie in Sachen Deutschförderung erhalten, eine integrierte Form ist also weiterhin möglich.

Kein einheitliches Verfahren für Erfassung des Deutschstatus

Wenig Klarheit gibt es nach wie vor bei der Frage, wie der Deutschstatus der Schüler erhoben werden soll. Ein einheitliches Verfahren gibt es noch nicht, die Deutschförderklassen starten aber bereits im Herbst. Im Ministerium gehe man aber davon aus, dass sich an den Zahlen nicht mehr viel ändern wird.

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