Regierungssprecher Launsky-Tieffenthal: Zeremonienmeister der Regierung

Regierungssprecher Launsky-Tieffenthal: Zeremonienmeister der Regierung
Der Diplomat macht einen Job, den es so nie gab: Er ist Regierungssprecher – und damit der Fleisch gewordene Ausgleich der Koalition

Der Abend ist spät, das Jahr erst zwei Tage alt. In Osttirol herrscht tiefster Winter, und als Peter Launsky-Tieffenthal zurück ins Hotel kommt, entschuldigt er sich für etwas, wofür sich Menschen, die nicht Peter Launsky-Tieffenthal heißen, mit Sicherheit nicht entschuldigen würden.

Der 61-Jährige hat den Tag im Schnee verbracht. Eine Skitour, er liebt den Sport. Der Handyempfang am Berg war lausig, und deshalb beantwortet der 61-Jährige seine beruflichen SMS erst jetzt, also kurz vor 22 Uhr. In seinem Job ist das verdammt spät, findet er. Urlaub hin oder her.

„sorry“, schreibt er also. Man möge ihm die späte Antwort bitte nachsehen. Es sind freundliche, fast herzliche SMS, die er schreibt. Und damit ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines nicht ganz unwichtigen Mitglieds der Regierungsmannschaft beschrieben: Peter Launsky-Tieffenthal ist die bedingungslose Höflichkeit. In seinem Job ist das nicht nur hilfreich, es ist überlebenswichtig. Aber dazu später mehr.

Der erste Sprecher

Regierungssprecher Launsky-Tieffenthal: Zeremonienmeister der Regierung

"PLT" wurde einst bei der UNO vereidigt

Wenn sich die türkis-blaue Bundesregierung kommende Woche in Mauerbach zur Klausur trifft, wird Peter Launsky-Tieffenthal beides sein: Mittendrin – und doch nur am Rand dabei.

Vor gut einem Jahr wurde der Wiener zum Regierungssprecher ernannt.

Für Außenstehende klingt das unspektakulär – ein Pressesprecher halt. Jeder Minister hat so etwas, Kanzler und Vizekanzler sowieso.

Im konkreten Fall ist die Sache aber anders. Denn so wie jetzt hat es diesen Job noch nie gegeben.

Launsky-Tieffenthal ist der erste Regierungssprecher einer Koalition. Er spricht streng genommen für ÖVP und FPÖ, er ist der Fleisch gewordene Ausgleich. Und allein, dass er dabei nicht völlig aufgerieben wurde, hält man im Umfeld des Kanzlers schon für eine Leistung.

Warum dem so ist, dafür gibt es vielerlei Gründe.

Einer der wichtigsten liegt wohl bei Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache.

„Der Regierungssprecher musste bisher nicht Moderator werden, weil Kanzler und Vizekanzler die Koalition nach außen viel harmonischer angelegt haben, als dies zu erwarten war“, sagt Politikberater Thomas Hofer. Nachsatz: „In einer rot-schwarzen Regierungskonstellation wäre es ihm ganz anders ergangen.“

Das stimmt wohl. Was auch stimmt: Peter Launsky-Tieffenthal sieht sich nicht als Diener zweier Herren. Er dient nicht bloß Kanzler oder Vizekanzler, nein, er ist vom alten Schlag, er sieht das fast ritterlich. „Es ist eine Ehre und ein Privileg, Österreich in dieser Funktion zu dienen.“ Das ist keine Koketterie, er meint das so. „Unsere Eltern haben meine Schwester und mich so erzogen, dass es etwas Größeres, etwas Wichtigeres gibt.“

Außerdem weiß er: Es geht nicht anders. Denn in der FPÖ wird der aus einer alt-österreichischen Familie stammende Diplomat ganz selbstverständlich der christ-konservativen Hälfte zugeordnet.

Auch, weil Launsky-Tieffenthal eine gewachsene Nähe zum Kanzler hat. Als er 2015 von einem hoch dekorierten UN-Job in New York nach Wien wechseln wollte, gab Sebastian Kurz den Sanktus – er war damals Außenminister.

„PLT“

Der Mann, den sie im Kanzleramt gern „PLT“ rufen, weiß, was von ihm erwartet wird. Bei öffentlichen Veranstaltungen gibt er den eloquenten Zeremonienmeister. Abseits erledigt er das Operative, sprich: Er sorgt dafür, dass Veranstaltungen (150 im Jahr) organisiert und die jährlich 2500 Journalisten-Anfragen beantwortet werden.

Bei all dem wollen sich Türkis und Blau gleichermaßen gut behandelt fühlen.

„In dieser Funktion muss man sich das Vertrauen täglich neu erwerben“, sagt Launsky-Tieffenthal. Wie er das anstellt, kann er im Detail nicht sagen. „Es mag einfach und banal klingen, bedarf jedoch großen Fingerspitzengefühls. Und einer Mischung aus gut zuhören und sich regelmäßig austauschen.“

Bisher scheint er die Sache hinzukriegen. Die Betonung liegt auf „bisher“. „Denn sobald es einer der Koalitionspartner darauf anlegt, sich vom anderen abzugrenzen und Profil zu gewinnen, wird der Job des Regierungssprechers brutal“, sagt Analyst Hofer.

Könnte Launsky-Tieffenthal gröbere inner-koalitionäre Verwerfungen einfach wegmoderieren? Wohl kaum. Sicher ist nur: Er würde es versuchen – und dabei unglaublich höflich bleiben.

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