Das Team um Kurz: Qualifikation ist gut, Vertrauen ist besser
Nur wenige Vertraute haben direkten Zugang zum ÖVP-Chef. Sein Erfolgsgeheimnis ist ein Team, das schon seit vielen Jahren mit ihm gemeinsam am Drehbuch für den politischen Aufstieg arbeitet.
Für sein Team, so beschreibt es Sebastian Kurz selbst, würde er sich vor jedes Auto werfen. Seit dem Start seiner Karriere umgibt er sich nur mit vertrauten Gesichtern. Wenn ein Neuer zum Team stößt, braucht es lange, bis Kurz ihm vertraut. Ein gutes Beispiel ist sein Berater in Wirtschaftsfragen Markus Gstöttner.
Der 32-Jährige studierte in Großbritannien, arbeitete in Indien und London als Unternehmensberater. 2015 nahm Gstöttner mit Kurz Kontakt auf, weil ihm sein Politik-Stil gefiel. 2017 wechselte er dann ins Bundeskanzleramt als stellvertretender Kabinettschef. Wenn Kurz auf Reisen geht, sitzt Gstöttner bei den Wirtschaftsgesprächen – von Apple-Chef Tim Cook bis zum Kronprinzen von Abu Dhabi – stets an Kurz’ Seite. Sechs Monate dauerte es, bis der Altkanzler dem Wirtschaftsexperten vertraute.
Kurz wichtigster Stratege und Sparringpartner ist Stefan Steiner (41). In den Krisentagen nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos und während der folgenden Gespräche in der Hofburg wich Steiner nicht von der Seite des ÖVP-Chefs. Er soll es auch gewesen sein, der Kurz 2015 die Schließung der Balkanroute ans Herz legte.
Steiner verbrachte seine Kindheit zum Teil in der Türkei, spricht daher fließend Türkisch. Der Jurist ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt, ist aber im Hintergrund einer der wichtigsten Fädenzieher. Seit 2011 weicht Steiner nicht von Kurz’ Seite.
Mister "Message Control"
Ein weiterer wichtiger Wegbegleiter seit seiner Zeit als Staatssekretär ist Gerald Fleischmann (45). Zu Beginn arbeitete er als sein Pressesprecher, dann wurde Fleischmann zum Chefideologen der berüchtigten „Message Control“. Fleischmann wacht darüber, dass die PR-Maschinerie für Kurz gut geölt ist. Wohl auch wegen seines oft rüden Tons gegenüber Journalisten wurde Fleischmann von den Direktkontakten mit Medienvertretern abgezogen. Bei Auslandsreisen fungiert Etienne Berchtold (31) als stets höflicher und sachkundiger Medienbetreuer. In innenpolitischen Belangen ist seit 2017 der Tiroler Johannes Frischmann (38) Pressesprecher.
Sebastian Kurz alle Antworten
Kurz hat auch zwei studierte Philosophen an Board. Der eine ist sein Jugendfreund und ehemaliger Regierungskoordinator Gernot Blümel (37). Der andere, Bernhard Bonelli (37), war intensiv in die Regierungsverhandlungen eingebunden und als Kabinettschef von Kurz im Bundeskanzleramt tätig.
Seit dessen Tagen als JVP-Chef begleitet Axel Melchior (37) Sebastian Kurz. Bis 2013 war Melchior Generalsekretär der JVP: Sie seien von Beginn an „auf einer Wellenlänge gewesen“, so ein Begleiter. Später holte Kurz Melchior als stv. Kabinettschef ins Außenministerium. Seither ist der dreifache Vater ÖVP-Bundesgeschäftsführer.
In keiner öffentlichen Funktion ist Philipp Maderthaner tätig. Dennoch hört Kurz seit Jahren auf den Kampagnenexperten, der den Wahlkampf 2017 erfolgreich betreute. Maderthaner lernte sein Handwerk in der ÖVP-Niederösterreich.
Eine wichtige Stütze für Kurz ist die Steirerin Lisa Wieser. Sie organisiert etwa als „Herrin des Terminkalenders“ (Zitat eines Kurz-Mitarbeiters) den Tagesablauf von Kurz. Kristina Rausch leitet das Social-Media-Team.
Zu den wenigen älteren Vertrauten von Kurz zählt Wolfgang Sobotka. Er gab als Innenminister die Speerspitze gegen den damaligen Kanzler Christian Kern ab und half beim vorzeitigen Beenden von Rot-Schwarz.
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