Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
„Zu spät für die Party“ titelt der junge (selbst noch im Millennial-Alter stehende) Wirtschaftsökonom Lukas Sustala sein jüngstes Buch, das soeben erschienen ist. Sein Einstiegszitat sagt fast alles: „Der Jugend gehört die Zukunft, den Alten alles andere“. Oder besser noch: „Es fühlt sich so an, als wären wir zu spät zur Party gekommen. Wenn die ersten Gäste schon verschwunden sind, einige vollkommen betrunken die Tanzfläche in Beschlag genommen haben, von den Vorräten kaum noch etwas übrig ist. Denn es wurde ausgelassen gefeiert, doch die Feier war etwas knapp kalkuliert“. Kurz zusammengefasst: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Sustala untermauert seine These wie immer mit harten Fakten aus der Ökonomie. Er zeigt die demografischen Entwicklungen, etwa dass sich die Zahl der über 60-Jährigen in den letzten sieben Jahrzehnten verdoppelt hat (in Deutschland sind das bereits 30 % der Menschen); die Steigerung der Wohnkosten, oder welchen verheerenden Effekt die Finanzkrise seit dem Jahr 2008 auf die jungen Menschen hatte. „Oft wird Millennials auch mehr Faulheit und ein überbordender Hang zur Work-Life-Balance unterstellt“, so Sustala in seinem Buch. „Doch es ist oft der fehlende Antrieb, weil es nichts mehr zu erreichen gibt“. So verlaufen auch Berufslaufbahnen heute ganz anders.
"Generation Praktikum"
Die Bedingungen für junge Menschen müssen ständig heruntergeschraubt werden, weil die Ansprüche der Babyboomer gut geschützt sind. Oft müssen aber die gut ausgebildeten Jungen ihren älteren Kollegen erklären, wo es langgeht, und haben dafür geringere Gehälter, kürzere Kündigungsfristen und niedrigere Abfertigungen. Das führt zu immer stärker werdendem Frust und Antriebsverlust.
"Wir sind die Generation Praktikum", sagen Millennials auch zum KURIER. "Sehr lange arbeiten wir unter unserem Ausbildungsniveau, ohne sichere Stelle und schlecht bezahlt." Auch der Optimismus, dass es künftigeren Generationen besser geht, sinkt. Und Sustala ergänzt: „Die Millennials sind keine Öko-Hipster sondern eine von Erwerbsarmut bedrohte Generation.“
Ins Gewicht fällt natürlich, dass die immer größer werdende Zahl an älteren Menschen ein entscheidender Faktor für die Politik ist. Daher werden auch von reformfreudigen Regierungen selten Pensionen angetastet, sondern im Gegenteil vor der Wahl noch einmal erhöht. Das Pensionsantrittsalter gilt überhaupt als heilige Kuh für einen Politiker. Wer dort hingreift, kann sich selbst gleich in Frühpension begeben. Sustala empfiehlt hier die Einführung eines Kinderwahlrechts. Eltern bekommen also für jedes Kind eine zusätzliche Stimme. Dann würden auch mehr Positionen der jüngeren Generation berücksichtigt.
Selbstständigkeit als Ausweg
Doch erfreulich ist, dass Lukas Sustala auch Lösungen aufzeigt. „Junge Menschen müssen auf das setzen, was sie selbst können und in der Hand haben“, sagt Sustala zum KURIER. „Wenn ich mich wo auskenne und im Job nicht weiterkomme, habe ich heute viel einfacher die Möglichkeit, selbst etwas zu gründen.“ Und: „Junge Menschen müssen die Chancen, die der demografische Wandel mit sich bringt, nützen. Da gibt es viele Jobs, die künftig gefragt sind.“
An die Politik appelliert er, „die Kosten des demografischen Wandels fairer zu verteilen“. Das klingt diplomatisch. Denn es heißt, dass ältere Menschen auch stärker für die Kosten, die sie verursachen, aufkommen müssen.
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